CDU-Politiker Radtke warnt Union vor Überbetonung von Zuwanderung
Archivmeldung vom 13.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer designierte Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels, Dennis Radtke, warnt seine Partei vor einer Überbetonung des Themas Zuwanderung. "Als CDU dürfen wir uns nicht selbst verengen auf Migrationsdebatten", sagte Radtke der "Süddeutschen Zeitung".
"Es gibt - auch wegen der Fehler der SPD - eine große Repräsentanzlücke
in der Arbeitnehmerschaft. Da müssen wir als CDU reingehen." Dass
Arbeiter bei den jüngsten Wahlen am häufigsten für die AfD gestimmt
hätten, habe auch soziale Ursachen. "Ich halte die Analyse, die
Migration sei die Mutter aller Probleme und der einzige Motor für die
AfD, für unterkomplex - gerade in der Industriearbeiterschaft. Dort geht
es um Ängste - vor dem Jobverlust, vor einem Abstieg", sagte Radtke.
"Wir müssen alles dafür tun, dass Arbeiter nicht weiter zu den
politischen Extremen rennen."
Der 45-jährige Europaabgeordnete
Radtke soll an diesem Samstag zum neuen Chef des Arbeitnehmerflügels der
Union (CDA) gewählt werden, als Nachfolger des langjährigen
Vorsitzenden Karl-Josef Laumann. Die CDA ist die parteiinterne
Vertretung der Arbeitnehmer in der CDU.
Radtke, der als
parteiinterner Kritiker von Friedrich Merz gilt, bestreitet, dass er ein
schwieriges Verhältnis zum CDU-Vorsitzenden habe. "Ich bewerbe mich am
Samstag als CDA-Vorsitzender - und nicht als potenzieller Schwiegersohn
von Friedrich Merz", sagte Radtke der SZ. "Unser Arbeitsverhältnis - und
darauf kommt es an - ist absolut anständig." Dass er als
Friedrich-Merz-Widersacher oder Anti-Merz beschrieben werde, sei nur
"eine Schublade".
Radtke kritisierte die Forderung von Hubertus
Heil an die unabhängige Mindestlohnkommission aus Fachleuten und
Tarifpartnern, sie müsse sich an EU-Empfehlungen orientieren. Heil wolle
die entsprechende EU-Richtlinie nutzen, "um die Forderungen von Kanzler
Scholz und anderen aus der SPD nach 15 Euro Mindestlohn intellektuell
zu unterfüttern", sagte Radtke. "Damit aber politisieren die
Sozialdemokraten den Mindestlohn weiter, das werden wir jetzt in jedem
Bundestagswahlkampf erleben. Die SPD sagt dann 15 Euro, Frau Wagenknecht
17 Euro, die AfD vielleicht 16,50. Das bringt uns doch nicht weiter.
Wir dagegen wollen den Mindestlohn wieder entpolitisieren."
Zudem
wandte sich Radtke gegen Forderungen nach einer Rente mit 70. "Jetzt
eine neue Debatte über das Rentenalter aufzumachen, halte ich nicht für
klug. Auf dieser Debatte über die Rente mit 70 liegt kein Segen. In
manchen Berufen mögen die Leute so lange arbeiten wollen, für andere
aber ist das undenkbar", sagte Radtke.
Quelle: dts Nachrichtenagentur