Uneinigkeit um Grünen-Kanzlerkandidatur
Archivmeldung vom 09.01.2021
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Freigeschaltet durch André OttBei den Grünen regt sich Widerspruch gegen die Absicht der Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck, die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur unter sich auszumachen. "Es ist gute grüne Tradition, dass solche Entscheidungen von der Partei getroffen werden und nicht im Hinterzimmer", sagte der Parteitagsdelegierte Karl-Wilhelm Koch dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Deshalb sollte darüber eine Bundesdelegiertenkonferenz entscheiden." Auch ein Mitgliederentscheid wäre möglich. Koch war in der Vergangenheit bereits mehrfach durch Kritik am Kurs verschiedener Parteiführungen in Erscheinung getreten. Der ehemalige Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Hubert Kleinert, sagte dem RND hingegen, es sei "klug", es so zu machen wie vorgesehen.
"Denn so etwas geht nie ohne Blessuren ab", sagte er dem RND. Die größere Gefahr bestehe darin, dass sich in der Partei bei dem Thema Lager bilden würden. "Die Grünen haben sich verändert und sind nun Teil eines Systems, gegen das sie mal angerannt sind. Aber sie haben auch die Wirklichkeit verändert", so Kleinert. Entscheidend sei letztlich der Erfolg an der Wahlurne. Der Politische Bundesgeschäftsführer Michael Kellner hatte dem RND zuvor gesagt: "Wir haben den Zeitplan gerade im Bundesvorstand noch mal festgezurrt. Wir werden unser personelles Angebot unterbreiten, wenn die Bäume wieder richtig grün sind - also zwischen Ostern und Pfingsten."
In den Monaten bis dahin werde man alle noch mit der Bekämpfung der Coronakrise beschäftigt sein. "Das heißt: Zurecht wird der Wahlkampf erst nach Ostern so richtig beginnen." Er stellte zugleich klar, dass Baerbock und Habeck die Entscheidung unter sich ausmachen würden. "Die Erwartung der Partei ist vor allem, dass wir da geschlossen bleiben", sagte Kellner. "Sie würde uns die Ohren lang ziehen, wenn wir uns da zerstreiten würden. Deshalb werden Annalena Baerbock und Robert Habeck gemeinsam einen Vorschlag machen." Sie würden "in Gemeinsamkeit entscheiden, welche Aufstellung am besten für unser Land und für die Partei ist".
Quelle: dts Nachrichtenagentur