Steinbrück will eine Aufholjagd wie Gerhard Schröder hinlegen
Archivmeldung vom 15.07.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat seiner Partei eine Aufholjagd in den Umfragen wie unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) versprochen. Steinbrück sagte "Bild am Sonntag": "Ich werde den gleichen Einsatz zeigen, den Schröder seinerzeit in den letzten Wochen vor der Wahl gebracht hat. Auch er war in Umfragen und in den Medien schon abgeschrieben, und dann kam alles anders. Ich glaube, das erleben wir gerade wieder."
Steinbrück lässt sich auch von Schröder im Wahlkampf beraten: "Wir haben in dieser Woche telefoniert und uns verabredet. Er wird mich unterstützen, wo er kann, und ich bin ihm dafür dankbar." Um die Bundestagswahl doch noch zu gewinnen, will Steinbrück rund fünf Millionen frühere SPD-Wähler zurückgewinnen. "Da draußen sind zehn Millionen Wähler, die die SPD seit 1998 verloren hat. Wahlforscher sagen uns, dass der überwiegende Teil nicht zu anderen Parteien gewechselt ist, sondern im Wartesaal sitzt. 4 bis 5 Millionen dieser potenziellen SPD-Wähler müssen wir abholen. Dann gewinnen wir", so der Kanzlerkandidat. Die SPD werde von Tür zu Tür, von Straße zu Straße, in Vereinen, in der Nachbarschaft, in den Betrieben mobilisieren müssen. Steinbrück: "Ich werde auch selber von Tür zu Tür gehen und um Stimmen werben. Und ich weiß: Als Redner kann ich durchaus Wirkung erzielen."
Steinbrück plant, im TV-Duell Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorzuführen: "Das TV-Duell wird eine gute Gelegenheit zu belegen, dass sich Frau Merkel entweder nicht festlegt oder etwas ankündigt und dann passiert - nichts. Den Vergleich mit Frau Merkel gehe ich gerne ein." Über sich selbst sagte Steinbrück, dass er trotz zahlreicher Wahlkampfpannen "nach wie vor unverstellt" sei: "Ich gehe nicht in Deckung. Die Wähler wissen, woran sie an mir sind." Steinbrück weiter: "Ich habe mich keine Sekunde mit dem Gedanken getragen hinzuschmeißen."
Eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Linkspartei schloss Steinbrück trotz der schlechten Umfragewerte für Rot-Grün kategorisch aus: "Definitiv - wir brauchen stabile Verhältnisse. Eine Tolerierung durch die Linkspartei würde dem Ausland eine Unsicherheit und Unzuverlässigkeit Deutschlands signalisieren. Das können wir uns nicht leisten." Eine zuverlässige Europa- und Sicherheitspolitik sowie eine solide Wirtschafts- und Finanzpolitik gingen nicht mit der Linkspartei.
Kraft stärkt Steinbrück den Rücken
Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Hannelore Kraft, stärkt Peer Steinbrück den Rücken. Trotz der enttäuschenden Umfragewerte für ihn und die SPD rät sie dem Kanzlerkandidaten, so zu "bleiben, wie er ist". In einem Interview mit dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" erklärte sie, Steinbrück habe "Ecken und Kanten, und das mögen die Menschen auch an ihm." Sie sei sich ganz sicher: "Er kann Kanzler." Innerparteilichen Kritikern erteilt sie eine klare Absage. Jetzt beginne die heiße Phase des Wahlkampfes. "Und da kann nur eines gelten: Der Spitzenkandidat hat das Sagen! Punkt. Ohne Wenn und Aber." Dass der Auftakt von Steinbrücks Kandidatur "nicht gut war", gesteht Kraft ein plädiert aber zugleich für mehr Nachsicht im Umgang mit Politikern: "Wir alle machen Fehler, mein Gott, wir sind Menschen, keine Maschinen, die Politik roboterhaft abspulen." Dass heutzutage "jeder Halbsatz an den Pranger gestellt" werde, sei nicht gut für die Demokratie: "Und ich verteidige hier nicht nur Peer Steinbrück, ich sehe das so ähnlich bei Guttenberg, bei Wulff, bei etlichen mehr." Die öffentliche Debatte über den SPD-Kanzlerkandidaten habe zur Verunsicherung in der Partei geführt. Inzwischen erlebe sie aber immer mehr, "dass die, die meiner Partei nahestehen oder gar Mitglied sind, sich hinter Steinbrück versammeln und ganz klar sagen: Er ist der bessere Kanzler." Kraft rät zudem zur Gelassenheit bei schlechten Umfrageergebnissen und erinnert an ihre Wahl zur Ministerpräsidentin 2010: "Niemand hat uns eine Chance gegeben. Ministerpräsident Rüttgers lag vier Monate vor der Wahl bei 51 Prozent Zustimmung, ich bei 38. Aber wir haben an uns geglaubt, wir haben nicht aufgegeben." Wie schon bei den Wahlen in NRW ist sie gegen den Ausschluss von Koalitionen. "Ich halte nichts von Ausschließeritis. Wir wollen Rot-Grün, sonst nichts. Die Große Koalition will keiner. Wenn am Wahlabend die Prozentzahlen feststehen, muss man sehen, was nicht allein rechnerisch, sondern vor allem inhaltlich möglich ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur