Lindner bedauert Verzicht auf Neuverhandlung des Koalitionsvertrags
Archivmeldung vom 11.11.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer FDP-Vorsitzende Christian Lindner sieht es als ein Versäumnis an, den Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen nicht vor einem Jahr neu verhandelt zu haben. "Ich werfe mir selbst vor, darauf nicht bestanden zu haben", sagte Lindner der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts Ende 2023 über den
Nachtragshaushalt hätten sich wesentliche Konflikte in der Koalition
verschärft. Dadurch, dass seitdem Milliarden fehlten, sei eine
wesentliche Voraussetzung für die Zusammenarbeit entfallen. Die
Verantwortung dafür gibt er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). "Im
Nachhinein weiß ich, dass SPD und Grüne den Bedingungen der FDP für den
Koalitionsvertrag nur zustimmten, weil über das Manöver von Herrn Scholz
Geld zur Verfügung stand für ihre Vorhaben."
Lindner befand, am
Versuch, auf vergleichbare Weise neuen Spielraum zu schaffen, sei die
Koalition schließlich zerbrochen. "Die Koalition ist so gescheitert, wie
sie auch begonnen wurde, nämlich mit einem fahrlässigen Umgang mit dem
Grundgesetz." Scholz' Wunsch, abermals einen Überschreitungsbeschluss
herbeizuführen, habe er nicht entsprechen können, so Lindner. "Das wäre
wieder in Karlsruhe gelandet." Im Übrigen habe er nicht einmal die
Gelegenheit bekommen, den Vorschlag von Verfassungsfachleuten in seinem
früheren Ministerium prüfen zu lassen.
Ein abermaliges Bündnis
mit SPD und Grünen nach der nächsten Bundestagswahl lehnt Lindner ab.
"Eine Ampelkoalition ist ausgeschlossen." Dies gelte auch für den Fall,
dass jemand anders als Scholz sie führen sollte. Mit diesem habe er am
Donnerstag, als Lindner in Anwesenheit des Kanzlers entlassen wurde, nur
wenige Worte gewechselt. "Wir haben uns begrüßt, wie es die
bürgerlichen Höflichkeitsformen gebieten. Darüber hinaus gab es keinen
Austausch."
Lindner zeigte sich gewiss, dass die FDP wieder in
den Bundestag einziehen werde - der Wahlkampf habe begonnen. "Olaf
Scholz hat mich auf die Straße gesetzt, aber auf der Straße fühle ich
mich wohl." Die FDP habe nun ein Momentum. Klar sei, dass seine Partei
nach der Wahl wieder gestalten wolle.