Wehrexperte Bartels: "Die Bundeswehr kann schneller sein, man muss es ihr aber auch abverlangen"
Archivmeldung vom 16.08.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Kieler Wehrexperte und frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels kritisiert die Afghanistan-Politik des deutschen Außen- und Verteidigungsministeriums. "Die Fortschrittsberichte des Auswärtigen Amts haben offenbar immer ein Bild von Afghanistan gezeichnet, wie es sein soll, aber nicht, wie es wirklich war", sagte Bartels, der den Afghanistan-Einsatz erst als Verteidigungsausschuss-Vorsitzender und später als Wehrbeauftragter beobachtet hat, der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Dem Verteidigungsministerium warf er aktuell vor, zu spät mit den Evakuierungsflügen begonnen zu haben. "Wenn man am Freitag ankündigt, A400M-Transportmaschinen nach Kabul schicken zu wollen, dann darf die erste nicht erst am Montag starten", sagte Bartels. "Die Bundeswehr kann schneller sein, man muss es ihr aber auch abverlangen."
Bartels nannte die Entwicklung in Afghanistan "eine Tragödie mit Ansage". Mit der Ansage bezieht sich Bartels auf die Ankündigung von Ex-US-Präsident Donald Trump im Februar 2020, die amerikanischen Truppen ohne Vorbedingung abzuziehen. "Den Taliban zu sagen, ,wir gehen raus, und dann wäre es nett, wenn ihr einen Frieden mit der afghanischen Regierung vereinbart', ist völlig blauäugig", sagte Bartels. Zudem bemängelte er, dass der gesamte 20-jährige Afghanistan-Einsatz mit insgesamt 50 truppenstellenden Nationen ein "internationales Chaos" gewesen sei: "Es hat nie eine Gesamtstrategie unter einer einheitlichen Führung gegeben."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)