Plagiatsvorwürfe gegen Bundestagspräsident Lammert
Archivmeldung vom 30.07.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJetzt sieht sich auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) mit dem Vorwurf konfrontiert, in seiner Doktorarbeit getäuscht zu haben. Auf der Internetseite "Lammertplag" wird dem Bundestagspräsidenten vorgeworfen, auf mindestens 42 Seiten Textpassagen verwendet zu haben, bei denen angeblich "Unregelmäßigkeiten" feststellbar seien.
Lammert sagte dazu auf Anfrage der "Welt": "Ich habe meine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt." Allerdings will der CDU-Politiker die Arbeit untersuchen lassen: "Ich habe die Universität Bochum unverzüglich darum gebeten, die Vorwürfe zu prüfen", sagte Lammert.
Der anonyme Plagiatsjäger, der unter dem Pseudonym "Robert Schmidt" schreibt und seine wahre Identität nicht preisgibt, hatte im vergangenen Jahr auch als erster auf Fehler in der Dissertation der damaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hingewiesen. Folge seiner Analyse war schließlich die Aberkennung des Doktortitels. Nun wirft der Netzaktivist dem Bundestagspräsidenten unter anderem vor, dass dieser "einen Teil der Literatur, die er als verwendet angibt, offenbar gar nicht in der Hand gehabt hatte". "Schmidt" bejahte die Frage der "Welt", ob er damit ausdrücklich den schweren Vorwurf verbinde, Lammert habe plagiiert.
Lammert hatte die Dissertation mit dem Titel "Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung - Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet" im Jahr 1974 an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ruhruniversität Bochum eingereicht, 1976 wurde sie veröffentlicht. Lammert wurde 1975 zum Dr. rer. soc. promoviert.
Plagiatsvorwürfe: Rossmann fordert Zurückhaltung im Fall Lammert
Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ernst Dieter Rossmann, rät angesichts der Plagiatsvorwürfe gegen Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zur Zurückhaltung. "Herr Lammert macht genau das Richtige: Er lässt die Vorwürfe durch die Universität Bochum prüfen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Bis das Ergebnis vorliegt, sollten sich alle Beteiligten mit Kommentaren zurückhalten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur