Bundeswehr: Arbeitskreis Homosexueller beklagt Diskriminierung
Archivmeldung vom 21.12.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttJens Marschner, Sprecher und Vorstandsmitglied des Vereins Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr, kritisiert Diskrimierung von Schwulen und Lesben beim Militär. "Mobbing, Benachteiligungen, dumme Sprüche auch von Vorgesetzten. Diejenigen, die sich an uns wenden, haben Angst, sich zu outen", sagte Marschner der "Welt" mit Blick auf Fälle, die über die Hotline des Vereins gemeldet würden.
Es könne auch passieren, "dass sich Vorgesetzte gegenseitig decken und die Sache runtergespielt wird", sagte Marschner. Als Einzelner habe man im Regelfall kaum eine Chance. "Auch ist die Beweisbarkeit sehr schwer, weil das meiste verbal abläuft. Einige Betroffene können sich nur noch mit einer Krankschreibung oder Versetzung aus der Situation helfen." Die Betroffenen meldeten diese Fälle selten an den Wehrbeauftragten oder die Gleichstellungsbeauftragten, da oftmals das Vertrauen fehle. Der Fall wandere dann "meistens durch alle Ebenen, ohne dass man anonym bleiben kann", kritisierte der Vereinssprecher. Es bestehe die Gefahr, dass die Kameraden "am Ende viel weitläufiger geoutet" seien, als sie es vielleicht wollten.
Marschner begrüßte die Initiative von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für mehr Vielfalt in der Bundeswehr. "Die klare Haltung des Ministeriums zu Diversity ist der richtige Weg, um die Fälle zukünftig zu reduzieren." Allerdings müsse jeder Vorgesetzte das Thema weitertragen, da es sonst nur bei der obersten Führung bliebe. Er fordert dringend mehr Aufklärungsarbeit: "Toleranz kann man nicht von oben verordnen. Niemand wird per Befehl von einem Tag auf den anderen homofreundlich."
Quelle: dts Nachrichtenagentur