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Forsa-Chef sieht bei Neuwahlen in Thüringen AfD nicht automatisch als Gewinner

Archivmeldung vom 06.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Manfred Güllner (2017)
Manfred Güllner (2017)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, rechnet nicht damit, dass die AfD notwendigerweise als großer Gewinner aus möglichen Neuwahlen in Thüringen hervorgeht.

"Es gibt keinerlei Belege dafür, dass bei vorgezogenen Neuwahlen automatisch immer die politischen Ränder gestärkt werden. Zudem ist die AfD bei keiner Landtags- oder Kommunalwahl seit der Bundestagswahl 2017 in absoluten Zahlen gestärkt worden", sagte Güllner im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". So habe die Partei bei der Bundestagswahl in Thüringen 294.069 Stimmen erhalten, bei der Landtagswahl im Herbst 2019 aber nur 259.382 Stimmen. "Es gibt keinen Automatismus, wonach die AfD immer stärker werden muss", betonte Güllner.

Gleichzeitig schließt der Meinungsforscher nicht aus, dass die Linke in Thüringen von Neuwahlen profitieren könnte. "Der ehemalige Ministerpräsident Ramelow hatte sowohl in der Bevölkerung als auch in der Wirtschaft extrem hohe Beliebtheitswerte. Wenn so jemand politisch derart gemeuchelt wird, wie jetzt geschehen, kann das durchaus zusätzliche Sympathien bringen. Deshalb halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Linke bei Neuwahlen in Thüringen zulegen könnte", sagte Güllner der "NOZ" weiter.

Auf die Liberalen sieht der Forsa-Chef auf Bundesebene angesichts der Vorgänge in Erfurt schwierige Zeiten zukommen. "Die Tatsache, dass sich Ministerpräsident Kemmerich mit den Stimmen der AfD hat wählen lassen, wird die FDP auf Bundesebene in jedem Fall schwächen", prognostiziert Güllner. "Wie dramatisch es wird, hängt von der weiteren Entwicklung in Thüringen ab. Nur wenn Ministerpräsident Kemmerich zurücktritt und den Weg für Neuwahlen frei macht, lassen sich die negativen Auswirkungen vielleicht noch eingrenzen". Sicher sei das aber nicht.

Ob auch die Christdemokraten auf Bundesebene mit Einbußen rechnen müssen, darin ist sich der Forsa-Chef nicht sicher. "Immerhin haben sich von CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer bis hin zu CSU-Chef Söder alle klar und deutlich von der AfD abgegrenzt. Angesichts der Vorgänge in Erfurt denken offenbar alle wieder stärker über die AfD und den Umgang mit ihr nach." Der CDU in Thüringen helfe das aber wohl nicht: "Sie wird mit weiteren Einbußen beim Wähler rechnen müssen."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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