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Ifo: Steuergutschrift statt Freibetrag entlastet Geringverdiener

Archivmeldung vom 10.06.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Buchhaltung, Steuererklärung & Abrechnung (Symbolbild)
Buchhaltung, Steuererklärung & Abrechnung (Symbolbild)

Bild: Markus Hein / pixelio.de

Wenn der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer komplett auf eine Steuergutschrift umgestellt würde, würden laut einer Modellrechnung des Ifo-Instituts die unteren Einkommensgruppen stärker davon profitieren. Laut der am Montag veröffentlichten Analyse, die im Auftrag des Zentrums für neue Sozialpolitik (ZSP) erstellt wurde, würde die Beschäftigung zugleich aber sinken.

"Freibeträge mindern für alle das Einkommen, das versteuert werden muss", sagte Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. "Das führt dazu, dass die absoluten Steuervorteile in höheren Einkommensgruppen größer sind, weil dort die Grenzsteuersätze höher sind." Die Gutschriften dagegen seien direkte Abzüge von der Steuerzahlung und könnten auch auf untere Gruppen ausgeweitet werden, die bislang nichts von Freibeträgen haben, weil sie keine Einkommensteuer zahlen. "Allerdings wären die Beschäftigungseffekte stark negativ", so der Forscher.

"Unsere Studie verdeutlicht, wie Erhöhungen der Freibeträge im aktuellen System Menschen mit geringem Einkommen weniger entlasten", sagte Mansour Aalam, Direktor des ZSP. "Die in der Studie modellierte Verknüpfung von Steuer- und Transfersystem kann eine Grundlage bieten, mit experimentellen Ideen über das drängende Problem der Nichtinanspruchnahme nachzudenken." Co-Autor Maximilian Blömer sagte: "Eine vollständige Umstellung auf Gutschriften wie in den USA ist im komplexen deutschen System nicht einfach, weil viele Dinge ineinandergreifen." Derzeit beträgt der Freibetrag rund 11.000 Euro. Dieser wird im Modell auf null gesetzt und stattdessen eine Steuergutschrift ausgezahlt. So würde eine jährliche Gutschrift von 1.527 Euro dem Staat Mehreinnahmen von 84,4 Milliarden Euro bringen, eine von 4.581 Euro hingegen Mindereinnahmen von 107,2 Milliarden. Neutral wäre die komplette Umstellung auf Gutschrift bei 2.820 Euro. 

"Eine aufkommensneutrale Umstellung auf Gutschriften würde aber dazu führen, dass deutlich weniger Menschen arbeiteten, etwa im Umfang von 550.000 Vollzeitstellen. Obendrein würden 400.000 Personen den Arbeitsmarkt verlassen." Der Grundfreibetrag sorgt im Durchschnitt für eine Entlastung von mehr als 4.000 Euro jährlich (etwa 9,6 Prozent des verfügbaren Einkommens) je Haushalt. Die absolute Entlastung steigt kontinuierlich mit dem zu versteuernden Einkommen. Relativ gesehen profitiert die Mittelschicht bei Effekten von mehr als zehn Prozent auf das verfügbare Einkommen am stärksten von dem Grundfreibetrag. Die absolute Entlastung von Paar-Haushalten ist im Vergleich zu jener der Haushalte mit nur einem Erwachsenen mehr als doppelt so hoch.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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