Gabriel lässt Atomaufsicht der Länder prüfen
Archivmeldung vom 12.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZwischen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und den Bundesländern bahnt sich ein Streit um die Aufsicht über die Atomkraftwerke an. Anlass ist eine von Gabriel veranlasste Überprüfung der deutschen Aufsichtspraxis durch eine Kommission der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), die im Jahr 2007 durchgeführt werden soll.
Doch die Regierungen von
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und
Bayern, die im Auftrag des Bundes die Atomaufsicht durchführen,
"lehnen eine Beteiligung an einer derartigen Mission ab", heißt es in
einem Schreiben, das der hessische Umweltstaatssekretär Karl-Winfried
Senf (CDU) im Namen der Länder vergangenen Monat an Kanzleramtschef
Lothar de Maiziere sandte. Darum boykottierten die Ländervertreter
eine Informationsveranstaltung mit hochrangigen IAEO-Vertretern, zu
der das Bundesumweltministerium (BMU) vorletzte Woche eingeladen
hatte. Die Länder, so Staatssekretär Senf, wollen sich nicht
beteiligen, solange "das BMU an seiner Absicht festhält, die
staatliche Atomaufsicht in Bundeseigenverwaltung zu überführen."
Wolfgang Renneberg, Abteilungsleiter Reaktorsicherheit im BMU, hatte
vergangenes Jahr erklärt, die zersplitterte Struktur der deutschen
Aufsicht sei "hoffnungslos veraltet" und stecke "in einer tiefen
Krise".
Darum sei eine Zentralisierung beim Bund zu bedenken. Dazu erklärte Gabriels Staatssekretär Matthias Machnig im Gespräch mit dem Tagesspiegel, "die Struktur der Verwaltung" stehe bei der IAEO-Mission "gar nicht zur Diskussion" und es gebe "keineswegs eine Vorfestlegung, wo und wie die Atomaufsicht künftig stattfindet". Beabsichtigt sei lediglich "eine internationale Überprüfung unserer Verfahren, so wie es in vielen anderen Ländern auch gemacht wurde." Würden die Länder an ihrer Ablehnung festhalten, werde das BMU aber die Prüfung notfalls auch ohne die Landesregierungen durchführen lassen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel