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Kekulé wirft RKI Versagen vor

Archivmeldung vom 19.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Virologen greifen noch heute auf Theorien von vor fast 300 Jahren zurück ohne diese jemals richtig analysiert zu haben (Symbolbild)
Virologen greifen noch heute auf Theorien von vor fast 300 Jahren zurück ohne diese jemals richtig analysiert zu haben (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Der Virologe Alexander Kekulé hat dem Robert-Koch-Institut schwere Versäumnisse während der Corona-Pandemie vorgeworfen. "Das RKI hat an vielen Stellen versagt" und eine "lange Liste an Leichen im Keller", sagte er dem Internetportal des Fernsehsenders n-tv.

Der absolute Kardinalfehler, die "Ursünde der Pandemie" sei es gewesen, am Anfang zu erklären, dass das Coronavirus nicht so schlimm sei. Nicht mal so schlimm wie die gewöhnliche Grippe. Diese Aussage offenbare gleich ein doppeltes Versagen.

"Denn erstens kamen die Anti-Coronamaßnahmen deshalb viel zu spät. Und zweitens hat das dazu geführt, dass es heute noch Menschen gibt, die sagen, ich lass mich nicht impfen, das ist doch das Virus, von dem die gesagt haben, es ist nicht so schlimm. Dieser Fehler war unverzeihlich, weil er das schon damals bestehende Fachwissen und die bekannten Daten aus China ignorierte", sagte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle. Leider hätten sich daran allerdings noch weitere Fehleinschätzungen angeschlossen. So habe das RKI Masken zunächst "als Keimschleudern abgetan". Schulschließungen, die bereits im März 2020 als "Corona-Ferien" im Raum standen, seien abgelehnt worden, so der Virologe.

"Schnelltests lehnte man ab, weil sie angeblich nur falsche Sicherheit brächten. Einreisekontrollen an den Flughäfen? Ebenfalls Fehlanzeige. Die Corona-Warn-App, die unter Federführung des RKI entwickelt wurde, ist völlig wirkungslos geblieben. Dann die Daten und falschen Prognosen zum Pandemieverlauf, das ist ein Trauerspiel", so Kekulé. Für den Pandemie-Verlauf in Deutschland seien diese Versäumnisse gravierend gewesen, so der Virologe weiter. Man könne nämlich nicht bilanzieren, dass die wissenschaftlichen Ratschläge alle gut gewesen seien, nur die Politiker hätten es falsch gemacht. Vielmehr sei es eher umgekehrt. "Die wissenschaftlichen Ratschläge, an die sich die Politiker lange Zeit gehalten haben, waren einfach schlecht." Daher, so Kekulé, müsse das Agieren von Politik und wissenschaftlicher Beratung während der Corona-Pandemie auch noch umfassend aufbereitet werden. Das RKI und die Wissenschaftler, die sich das RKI hinzugezogen hat, seien "zeitweise sogar einer Hybris verfallen". Das habe am Ende Menschenleben gekostet.

"Wir sollten 94.000 Tote nicht einfach hinnehmen. Wir müssen die Fehler dringend parlamentarisch aufarbeiten." In der aktuellen Debatte um die Frage der Genauigkeit der Impfquoten und der Diskrepanz zwischen gemeldeten Impfdaten und den Ergebnissen der COVIMO-Umfrage schlägt sich Kekulé dagegen auf die Seite des RKI. "Das sind völlig absurde Vorwürfe an das Robert-Koch-Institut." Natürlich könne die Übermittlung der Impfdaten nicht absolut vollständig sein. Insbesondere bei Hausärzten und Betriebsärzten gebe es da wohl Defizite. "Wenn Sie sich an die Autobahn stellen und bei jedem roten Auto einen Strich machen, dann sind auf Ihrer Liste definitiv weniger Striche, als rote Autos vorbeigefahren sind", so der Mikrobiologe. Auf der anderen Seite stehe eine Telefonumfrage, die nur rund 1.000 Menschen umfasse, die "obendrein alle gut Deutsch sprechen" mussten. Da komme man natürlich zu anderen Werten. "Also deswegen jetzt den Galgen für Herrn Lothar Wieler bauen zu wollen, nachdem man ihm vorher alles durchgehen hat lassen, das ist ziemlich überzogen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur


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