Sozialpsychologe warnt vor "großen Egos" bei Schwarz-Rot
Egotrips einzelner Partner sind nach Einschätzung des Sozialpsychologen Dieter Frey ein wesentliches Hindernis für Regierungsbildungen wie sie derzeit, CDU, CSU und SPD versuchen. "Es darf keine Koalition der großen Egos sein, wo es allen vor allem ums Durchsetzen der eigenen Position geht", sagte Frey dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" mit Blick auf die schwarz-roten Verhandlungen.
"Koalitionen sind sensible Konstrukte. Die kann schon ein Einzelner
kaputtmachen, der sich nicht an die Regeln hält." Zentral sei auch, dass
sich die Partner vertrauen könnten. "Man muss sich aufeinander
verlassen können - auch darauf, dass keiner den anderen austrickst oder
übervorteilt."
Wichtig sei es, Kompromisse nach innen und außen
zu erklären, um Enttäuschungen zu vermeiden. "Das hilft, Ergebnis und
Verfahren als fair zu betrachten. Wenn das missachtet wird, geht es
schief", sagte Frey dem RND. Dies sicherzustellen, sei auch eine
Führungsaufgabe.
Die Strategie von Union und SPD, die
Sondierungsverhandlungen abgeschottet von der Öffentlichkeit
durchzuführen, sei richtig. "Es ist das A und O von Kompromissen, die
Verhandlungen intern zu halten", sagte Frey. "Teamgeist kann sich nur
formieren, wenn er nicht ständig von außen beeinflusst wird. Wenn die
Debatte öffentlich wird, werden Kompromisse schwieriger. Denn dann wird
von allen Seiten auf die Verhandler eingeredet, die Partikularinteressen
übernehmen die Regentschaft. Im Vordergrund stehen muss die
Problemlösung, nicht die Selbstdarstellung."
Dieter Frey leitet das "LMU Center for Leadership and People Management" an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Quelle: dts Nachrichtenagentur