Stegner warnt Union vor Rücknahme von Aufnahmezusagen für Afghanen
In der Debatte um die Beendigung von humanitären Aufnahmeprogrammen für Afghanen hat SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner die Union vor einer Rücknahme von Aufnahmezusagen gewarnt. "Ich habe keine Sympathie für Diskussionen darüber, ob man Aufnahmezusagen widerrufen sollte", sagte Stegner den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. "Diese sind an Menschen gegeben worden, die als Journalisten oder Regimekritiker gefährdet sind. Wir reden nicht über Terrorverdächtige. Diese Zusagen muss man einhalten."
Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die
freiwilligen Bundesaufnahmeprogramme, darunter das für gefährdete
Afghanen, "soweit wie möglich" zu beenden. Seit Jahresanfang gab es
mehrere Charterflüge aus Pakistan nach Deutschland, in denen unter
anderem ehemalige afghanische Ortskräfte mit Aufnahmezusage saßen. Dies
stieß auf heftige Kritik der Union, sie will die Programme stoppen,
ungeachtet dessen, dass noch 2.600 Afghanen mit Aufnahmezusage in
Pakistan auf die Ausreise nach Deutschland warten.
Stegner hält
es für unverantwortlich, "diese Menschen hängenzulassen". Er sagte
weiter: "Was wäre denn das für ein Signal des wirtschaftsstärksten
Landes in Europa? Bei den Ortskräften haben wir schon versagt, wir
sollten hier nicht in einen Schäbigkeitswettbewerb eintreten."
Der
SPD-Politiker unterstützt die Bemühungen der scheidenden Regierung.
Diese "tut noch alles für diese Menschen, die eine Aufnahmezusage von
uns haben, die ihr Hab und Gut zurückgelassen haben und nun unter
widrigen Umständen in Pakistan warten. Es geht hier nicht um
Rechtsfragen, die sind eindeutig. Vielmehr geht es doch um die Frage
nach unserer humanitären Verpflichtung."
Stegner befürwortet
auch, "technische Beziehungen" zu den Taliban aufzunehmen, um
Rückführungen Schwerstkrimineller nach Afghanistan zu ermöglichen: "Für
Rückführungen Schwerstkrimineller nach Afghanistan sollten wir unbedingt
darüber reden, technische Beziehungen zu den Taliban aufzunehmen. Das
habe ich immer gefordert: Wir müssen auch mit Regierungen reden, die uns
nicht gefallen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur