Annalena Baerbock: "Wenn man sich immer nur von anderen treiben lässt, ist man ein Fähnchen im Wind"
Archivmeldung vom 02.07.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock war gestern Abend zu Gast bei der Gesprächsreihe BRIGITTE LIVE in der ASTOR Film Lounge Berlin. Im Interview mit BRIGITTE-Chefredakteurin Brigitte Huber und Meike Dinklage, Leiterin des Ressorts Zeitgeschehen, sprach Baerbock unter anderem über die Debatte um ihr Buch, den Wahlkampf der Grünen und ihr Familienleben.
Auf die angeblichen Plagiatsvorwürfe um ihr Buch angesprochen, sagte die Grünen-Chefin: "Ich habe ein Buch geschrieben, in dem ich deutlich machen wollte, wer ich bin, was mich antreibt und was ich verändern möchte. Ich habe viele Gespräche geführt und auch Ideen von anderen sind mit eingeflossen. Es ist kein Sachbuch, keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein persönliches Buch und eine Zusammenstellung meiner bisherigen Jahre als Politikerin."
Als Reaktion auf die Vorwürfe sprach ihre Partei von Rufmord. Hierzu nahm die Politikerin Stellung: "Es ist wichtig, eine Grenze zu ziehen. Die Grünen haben deutlich gemacht, dass das so nicht geht. Wenn man feststellt, dass Kampagnen gefahren werden, muss man eine klare Kante zeigen. Wenn man sich immer nur von anderen treiben lässt, ist man ein Fähnchen im Wind", so Baerbock weiter. Das ändere nichts an ihrer Motivation, "für eine Sache zu kämpfen, die sehr wichtig ist." Wenn sie es in das Kanzleramt schaffe, wolle sie als erstes ein Klimaschutzsofortpgramm auflegen. Sie fordert: "Lasst uns streiten, aber mit Anstand und Respekt voreinander."
Zudem war sich die Bundesvorsitzende der Grünen von vornherein bewusst, dass der Wahlkampf hart werden würde: "Ich bin für manche eine Zumutung, als Frau mit 40. Und natürlich geht man manchmal besser gelaunt, manchmal schlechter gelaunt ins Bett, das kennt ja jeder", so Baerbock. Ihr sei wichtig, dass sie sich selbst treu bleibe. Zudem habe sie in den letzten Jahren auch viel Unterstützung erlebt und die Erfahrung gemacht: "Demokraten stehen bei Hetze und Kritik näher beieinander".
Auf ihr Familienleben angesprochen, stellte die Kanzlerkandidatin fest, dass es schwierig sei, aus dem Politikbetrieb herauszukommen, da man sich in einer Blase bewege. "Aber durch meine Kinder bleibe ich mit einem Fuß im Leben; sie helfen mir, aus dem politischen Rhythmus auszubrechen und zu entspannen."
Quelle: Gruner+Jahr, BRIGITTE (ots)