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Wie können Migranten freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehren?

Archivmeldung vom 17.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die Forschergruppe: Emmanuel Ndahayo, Lars Wissenbach, Marie-Christine Ofori und Prof. Dr. Johannes Schädler (v.l.) Quelle: Universität Siegen (idw)
Die Forschergruppe: Emmanuel Ndahayo, Lars Wissenbach, Marie-Christine Ofori und Prof. Dr. Johannes Schädler (v.l.) Quelle: Universität Siegen (idw)

Eine Forschergruppe der Universität Siegen möchte Konzepte entwickeln, damit die Re-Migration von Asylsuchenden ohne Bleiberecht freiwillig gelingt.

Ghana und Senegal in Subsahara-Afrika gelten offiziell als sichere Herkunftsländer. Trotzdem kommen viele Menschen von dort nach Deutschland und beantragen Asyl. Eine Bleibeperspektive haben die meisten Menschen von dort aus Sicht der Bundesregierung nicht, häufig wird ihr Asylantrag abgelehnt, die Abschiebung ist vorgezeichnet. „Abschiebungen sind teuer, der Aufwand ist hoch und die Zahlen gering. Außerdem ist der psychische Stress für alle Beteiligten ungemein hoch“, sagt Emmanuel Ndahayo, Forscher an der Uni Siegen. Deshalb entwickeln er und das Forscherteam vom Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) der Universität Siegen länderübergreifende Konzepte, damit Betroffene mit einer echten Lebens-Perspektive freiwillig zurückkehren können.

Bisherige Rückkehr-Programme gehen an der Lebensrealität vorbei

Rückkehr-Förderprogramme gibt es in Deutschland bereits. Ndahayo hat in den vergangenen Monaten für eine Bestandsaufnahme viele Institutionen, Beratungsstellen und Programme in ganz Deutschland kennengelernt und mit Verantwortlichen aus Praxis und Politik Interviews geführt. Sein Fazit: Alle Programme haben Defizite. „Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben und Beratungsstandards“, erklärt der Sozialwissenschaftler. „Die Programme greifen zu kurz. Sie bieten etwas Geld, aber das ist weder attraktiv noch nachhaltig. Die Betroffenen wissen, wie schlecht ihre Perspektiven im Heimatland sind und haben Pläne in Deutschland. Sie wollen das Programm gar nicht nutzen und Deutschland verlassen.“ Die Programme gingen schlicht an der Lebensrealität vorbei.

Außerdem sei es keinem Programm gelungen, die Rückkehr wirklich freiwillig zu gestalten. Wenn Druck auf einen Menschen ausgeübt und ein Ultimatum gestellt wird – Abschiebung oder freiwillige Rückkehr – dann habe das nichts mit Freiwilligkeit zu tun. Bei einer freiwilligen Wahl habe man immer mehrere tatsächliche Alternativen, sagt Ndahayo.

Re-Integration endet nicht an Landesgrenzen

Bisher habe die Politik Integration als ordnungs- und innenpolitisches Thema gesehen. „Wir müssen das Thema aber global betrachten“, betont Ndahayo. Genauso sehe es bei der Re-Migration aus. „Es geht darum, international verknüpft zu denken und zu handeln“, findet Forscherkollege Professor Dr. Johannes Schädler.

Der Plan der Siegener Wissenschaftler: Sie wollen konzeptionell mit Kooperationspartnern in Deutschland und im Ausland zusammenarbeiten, sowohl in den Herkunftsländern als auch in den Transitländern. Das bedeutet konkret: „Wir wollen Konzepte für die Beratungspraxis entwickeln“, erklärt Schädler. „In den Herkunftsländern möchten wir durch kommunale Entwicklungspartnerschaften und organisierte Rückkehr-Zentren Konzepte für Strukturen entwickeln, damit Migranten eine reale Re-Integrations-Perspektive für sich entwickeln können und tatsächlich freiwillig zurückkehren.“ Eine Kooperation mit der University of Ghana in Accra besteht schon. Weitere Kooperationen sind geplant, unter anderem mit Kommunen in Deutschland und in Ghana.

Quelle: Universität Siegen (idw)

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