Ampel- und Oppositionsfraktionen wollen Geheimdienste stärken
Archivmeldung vom 22.03.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićNachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unlängst ein Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro angekündigt hat, plädieren Politiker aus dem Regierungslager und der Opposition dafür, auch die Geheimdienste besser aufzustellen.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Stephan Thomae, sagte der "Welt": "Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zu einer Neuausrichtung der gesamten deutschen Sicherheitsarchitektur geführt. Über eine finanzielle wie auch personelle Stärkung der Nachrichtendienste sollte in jedem Fall diskutiert werden."
Thomae
fordert neben mehr Geld und mehr Personal "strukturelle Änderungen im
Bereich der Nachrichtendienste, sowie eine Stärkung der
parlamentarischen Kontrolle." Es brauche eine "umfassende Reform
nachrichtendienstlicher Tätigkeiten, insbesondere hinsichtlich ihrer
Befugnisse und bei der nationalen wie internationalen Zusammenarbeit."
Dass Gelder aus dem Sondervermögen Bundeswehr für Geheimdienste
eingesetzt werden könnten, schließt Thomae aus.
Konstantin von
Notz, Fraktionsvizechef der Grünen und Vize des Parlamentarischen
Kontrollgremiums für die Nachrichtendienste, fordert ebenfalls eine
bessere strukturelle Aufstellung, damit "sie in ihrer Analyse und
Lagebilder-Stellung schnell auf dynamische Situationen reagieren
können". Die Nachrichtendienste müssten ausreichend ausgestattet sein
und auf klaren, rechtsstaatlichen Grundlagen agieren können. Auch von
Notz plädiert für eine "gestärkte Kontrolle durch Parlament und
Aufsichtsbehörden". CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries sagte, dass es
nicht nur in der Landes- und Bündnisverteidigung eine Zeitenwende
brauche, "sondern auch einen grundlegenden Mentalitätswechsel mit Blick
auf die Handlungsfähigkeit unserer Nachrichtendienste".
Wenn man
gezielter Desinformation wirksam entgegentreten, ausländische
Agententätigkeit unterbinden und frühzeitig Erkenntnisse vor Bedrohung
durch ausländische Staaten gewinnen wolle, dann müssten die
Regierungsparteien auch einen vollständigen Kurswechsel ihrer
Sicherheitspolitik vollziehen. "Unsere Nachrichtendienste brauchen
umfassende rechtliche Handlungsbefugnisse zum Einsatz moderner
Überwachungstechnologien und keinen ideologischen
Datenschutz-Fetischismus." Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß formuliert
als Ziel: "Für einen wehrhaften Staat brauchen wir neben einer besser
ausgestatteten Bundeswehr auch stärkere Geheimdienste. Unsere
Geheimdienste brauchen mehr Ressourcen, damit sie denen autoritärer
Staaten wie Russland oder China auf Augenhöhe begegnen können."
Quelle: dts Nachrichtenagentur