Klima der Angst erschwert Aufklärung an Staatlicher Ballettschule Berlin
Archivmeldung vom 31.03.2020
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Freigeschaltet durch André OttSchülerinnen und Schüler der Staatlichen Ballettschule Berlin fürchten sich vor Konsequenzen, wenn sie zur Aufklärung der Vorwürfe wegen Kindeswohlgefährdung beitragen.
Das sagte die Co-Leiterin der von Bildungssenatorin Scheeres extra eingerichteten Clearingstelle rbb24 Recherche. Unter den 80 bis 90 Personen, mit denen die Clearingstelle bisher Gespräche geführt hat, befänden sich nur wenige aktive Schüler der Schule. "Das hat damit zu tun, dass Schüler nach wie vor Angst haben, an die Wand gestellt zu werden von den Leuten, die sagen: Du bringst die Schule in Verruf", so Nowotny gegenüber rbb24 Recherche. Diese Sorge sei ihr auch dann noch zugetragen worden, als die Schule wegen der Corona-Krise bereits geschlossen war.
Dass die Stellen der Schulleitung und der stellvertretenden Schulleitung nun ausgeschrieben seien, obwohl die von der Senatsbildungsverwaltung eingesetzte Aufklärungskommission ihre Arbeit noch nicht beendet habe, wertet Nowotny als Zeichen dafür, dass die Schule erhalten bleiben soll - unabhängig vom Aufklärungsergebnis. Zuletzt hatte eine Stiftung Ängste geschürt, dass die Ausschreibungen auf ein Ende der Schule hindeuten könnten. Die Corona-Krise soll den weiteren Zeitplan der Aufarbeitung nicht beeinträchtigen, erklärt Nowotny weiter. Sie hofft auf eine Lockerung der Kontaktverbote nach Ostern, um dann auch wieder persönliche Gespräche führen zu können. Die bisherigen Gespräche hätten bereits ein erstes Bild ergeben, nun sei die Herausforderung, all die Aussagen strukturiert zusammenzufassen. Ein erster Zwischenbericht sei für Ende April geplant.
Die Clearingstelle war im Februar eingerichtet worden, nachdem Vorwürfe wegen des Verdachts der jahrelangen Kindeswohlgefährdung an der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik bekannt geworden waren. Elke Nowotny und ihr Co-Leiter Arthur Kröhnert haben am 19. Februar ihre Arbeit aufgenommen. Betroffene können sich telefonisch, persönlich und per Mail an die Clearingstelle wenden. Auf Wunsch bleiben alle Gespräche vertraulich und anonym.
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)