Wagenknecht bezeichnet Erfurter Kompromiss als Fehler
Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht hat den Kompromiss zwischen ihrer Partei sowie CDU und SPD in Thüringen deutlich kritisiert. "Die Präambel, auf die sich die Verhandler von CDU, SPD und BSW in Thüringen geeinigt haben, bleibt in der wichtigen Frage von Krieg und Frieden leider deutlich hinter dem in Brandenburg gefundenen guten Kompromiss zurück", sagte Wagenknecht dem "Spiegel".
Die Verhandler der drei Parteien hatten sich am Montag in Erfurt nach
harten Verhandlungen auf einen Passus zur Friedenspolitik für einen
möglichen Vertrag zur Regierungsbildung geeinigt. Bereits am Dienstag
sollen Koalitionsverhandlungen beginnen. Allerdings fehlte zunächst noch
die Zustimmung des BSW-Landesvorstands. "Wir wünschen uns in allen drei
Ländern erfolgreiche und stabile Regierungen, die das Signal der Wahlen
verstanden haben und die Erwartungen der Wähler nicht enttäuschen",
sagte Wagenknecht.
Bei vielen landespolitischen Fragen müssten in
den Verhandlungen noch Lösungen gefunden werden, bei denen das BSW
gegenüber seinen potenziellen Koalitionspartnern Rückgrat zeigen müsse.
"Wenn CDU und SPD den Eindruck bekommen, dass das Thüringer BSW sich
elementare Positionen wegverhandeln lässt, macht das gute
Koalitionsverhandlungen nicht leichter", so Wagenknecht. "Deshalb war es
ein Fehler, sich nicht an dem in Brandenburg gefundenen Kompromiss zu
orientieren."
In Brandenburg hatten sich SPD und BSW in einem
Entwurf eines gemeinsamen Sondierungspapiers unter anderem auf folgende
Formulierung geeinigt: "Wir sind übereingekommen, dass wir uns dafür
einsetzen, eine diplomatische Lösung des Ukrainekonflikts und den Abbau
der damit verbundenen Spannungen innerhalb Europas durch Verhandlungen
mit den Konfliktparteien mit dem Ziel von Waffenstillstand und
dauerhaftem Frieden voranzutreiben."
Die Formulierung in
Thüringen wirkt zurückhaltender. Hier machten BSW, CDU und SPD ihre
unterschiedlichen Positionen deutlich. "CDU und SPD sehen sich in der
Tradition von Westbindung und Ostpolitik. Das BSW steht für einen
kompromisslosen Friedenskurs", heißt es in dem Papier. Hinsichtlich der
Notwendigkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine zur Verteidigung
ihrer territorialen Integrität und Souveränität gebe es unterschiedliche
Auffassungen. Das gemeinsame Ziel sei aber eine diplomatische Lösung
und ein dauerhafter Frieden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur