Teile der SPD in Sachsen-Anhalt fordern "Neustart" der Partei
Archivmeldung vom 16.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach der Wahlschlappe für die SPD bei der Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt probt ein Teil der Partei den Aufstand gegen den Landesvorstand und fordert einen Neustart.
"Die Kommunalwahl 2024 in Sachsen-Anhalt war für unsere Partei kein
Erfolg", heißt es in einem offenen Brief, über den die "Mitteldeutsche
Zeitung" berichtet. "Die Schuld dafür allein in Berlin zu suchen, ist zu
kurz gegriffen." Zu den 16 Erstunterzeichnern gehören der frühere
SPD-Landeschef Burkhard Lischka, der Ex-Landeswirtschaftsminister Jörg
Felgner und der Landrat des Salzlandkreises, Markus Bauer. Auch der
Präsident des Städte- und Gemeindebundes, Andreas Dittmann, hat
unterschrieben.
Die Unterzeichner klagen mit Blick auf das
Kommunalwahlergebnis: "Unsere Gemeinden sind teilweise verwaist, wir
haben vielerorts keine Mitglieder in Gemeinderäten mehr - wir sind
einfach in weiten Teilen dieses Bundeslandes nicht mehr präsent." Die
Mitgliedschaft sei "überaltert", junge und neue Mitglieder würden "nicht
abgeholt und mitgenommen". Und in zahlreichen Orten habe man Not,
genügend Kandidaten für Ortsvereins- oder Kreisvorstände zu finden. "Wir
sind gefühlt unsichtbar geworden."
Sachsen-Anhalts SPD hatte bei
den Stadtrats- und Kreistagswahlen im Juni landesweit 11,9 Prozent
erreicht - ein Rückgang von 1,8 Prozent im Vergleich zu 2019. "Die
Kommunalwahl hat gezeigt, wir sind nicht mehr kampagnenfähig", heißt es
in dem offenen Brief. "Die Gliederungen im ländlichen Raum brauchen mehr
denn je die Unterstützung des Landesverbandes." Die SPD müsse wieder
"ur-sozialdemokratische" Politik machen, fordern die Unterzeichner.
"Die
Leute verstehen nicht, warum sie sechs Monate und länger auf einen
Hautarzt- oder Augenarzttermin warten müssen", heißt es weiter. "Es geht
um die Grundfesten unserer Gesellschaft. Es geht um soziale
Gerechtigkeit, Kita, Schule, Bildung, ärztliche und behördliche
Versorgung, Mindestlohn, Ordnung und Sicherheit."
In dem Papier
wird auch ein personeller Neustart an der Landesspitze gefordert. "Jetzt
ist der Zeitpunkt, wo wir das Ruder noch herumreißen können: Unsere SPD
im Land nimmt aktuell kaum noch jemand wahr und somit wird auch eine
nächste Landtagswahl ein vorhersehbares Fiasko", so die Unterzeichner.
"Wir stehen bereit für einen Neuanfang in Sachsen-Anhalt." Laut dem
Papier werden "einzelne Vertreter von uns für den Landesvorsitz und den
Landesvorstand kandidieren, um unsere Partei bestmöglich für die
nächsten Wahlen zu profilieren". Aktuell wird die Landes-SPD von Andreas
Schmidt und Juliane Kleemann geführt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur