Umstrittene Koran-Verteilung: Ulmer Druckerei stoppt Koran-Auslieferung
Archivmeldung vom 11.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel stoppt die Produktion der Gratis-Korane, die bundesweit von Islamisten verteilt werden. Das meldet die Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf einen Sprecher des deutschen Mutterunternehmens CPI in Leck. "Wir werden die Auslieferung stoppen und juristisch prüfen, welche Folgen sich daraus ergeben", sagte der Sprecher am Mittwochabend. Seit Oktober 2011 hat die Druckerei im Auftrag einer Organisation namens "Die wahre Religion" mehr als 300.000 Korane ausgeliefert.
Die 500-seitigen Bücher beinhalten eine kommentarlose deutsche Übersetzung des Korans. Sie werden derzeit bundesweit kostenlos in Fußgängerzonen verteilt. Mit dem Projekt "Lies!" wollen Salafisten Nichtmuslime missionieren. Ziel der Aktion ist es, 25 Millionen Korane an deutsche Haushalte zu verteilen. Salafismus wird von Experten als besonders radikale Islam-Strömung eingestuft.
Am Mittwoch hatten Politiker von CDU, SPD und Grünen die Verteilaktion scharf kritisiert und eine geheimdienstliche Überwachung gefordert. Das Mutter-Unternehmen hätte erst aufgrund der Medienberichterstattung von der Aktion "Lies!" erfahren, sagte der Sprecher. "Wir drucken nichts, was extrem im Sinne von islamistisch ist", sagte der Sprecher der Druckerei. Das Unternehmen habe sich auf der sicheren Seite gefühlt, da es nicht gewusst habe, für welche Zwecke die Bücher bestellt worden waren. Seit November 2011 seien zwar drei Mal Mitarbeiter von Kriminalpolizei und Verfassungsschutz in der Druckerei in Ulm gewesen und hätten Koran-Exemplare mitgenommen, diese dann aber als unbedenklich eingestuft. "Wir haben kooperiert, wir haben Auftraggeber, Rechnungen und Überweisungen offengelegt", sagte der Sprecher. Von der aktuellen Empörungswelle sei CPI, die Tochter einer Pariser Holding, daher überrascht.
Grünen-Chef Özdemir kritisiert Koran-Verteilung durch Salafisten
Grünen-Chef Cem Özdemir hat sich mit harscher Kritik gegen die Verteilung von Koran-Exemplaren durch Salafisten in Deutschland gewandt. "Ich habe mit allen religiösen Gruppen ein Problem, die ihr Weltbild über das Grundgesetz und die Menschenrechte stellen. Das gilt auch für jene Salafisten, die zur Gewalt aufrufen und mit ihrer Ideologie als Stichwortgeber für den islamistischen Terrorismus agieren", sagte Özdemir der Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstagausgabe). Die Verteilung des Korans durch die Salafisten sieht Özdemir als Werbestrategie von Radikalen: "Es ist offensichtlich, dass mit dieser Aktion die Strategie verfolgt wird, sich als Sprachrohr der Muslime darzustellen und den vermeintlich einzig wahren Islam zu propagieren. Das darf man den Salafisten nicht durchgehen lassen", sagte Özdemir. Die übergroße Mehrheit der Muslime habe "mit islamischem Fundamentalismus nichts am Hut". Vielmehr würden die moderaten Muslime "von Salafisten selbst als Ungläubige bezeichnet, wenn sie deren Maßstab radikaler Frömmigkeit nicht gerecht werden".
Quelle: dts Nachrichtenagentur