Ruf nach breit angelegten Corona-Tests nach den Ferien wird lauter
Archivmeldung vom 16.07.2020
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts der Infektionsrisiken durch Urlaubsrückkehrer mehren sich in NRW die Stimmen, die breit angelegte Corona-Tests zum Schuljahresbeginn unter Schülern und Lehrern fordern. "Nach den Ferien in Schulen und Kitas flächendeckend zu testen, ist erstmal ein sinnvoller Gedanke", sagte Bernd Jürgen Schneider, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
"Der Neustart würde uns allen leichter fallen, wenn wir sicher sein können, dass niemand das Virus in die Einrichtungen einschleppt. Tests würden das möglich machen." Zuvor müsse allerdings sichergestellt sein, dass genügend Testkapazitäten vorhanden seien. "Das ist organisatorisch und finanziell keine Kleinigkeit. Wir sprechen hier von deutlich mehr als drei Millionen Kindern und Jugendlichen", so Schneider.
Wichtig ist nach Einschätzung des Verbandes, dass Schulen und Kitas wieder einen geregelten Betrieb anbieten könnten und nicht nach einem Infektionsfall schließen müssten. "Wir brauchen daher auch auf Dauer Testkapazitäten, mit denen wir jederzeit gezielt und schnell dort testen können, wo es Verdachtsfälle gibt", sagte Schneider.
Professor Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie an der Uniklinik Düsseldorf, unterstützt diese Forderung: "Eine möglichst breite Testung in Schulen und Kitas ist vor dem Hintergrund der häufig asymptomatischen Verläufe bei Kindern sicherlich sinnvoll", sagte Timm der WAZ. Der Aufwand für ein flächendeckendes Konzept wäre sehr groß und in der kurzfristigen Umsetzung schwierig, erklärte der Virologe. "Alternativ sollten daher gezielte Strategien für die Testung von Einrichtungen entwickelt werden. Zum Beispiel könnte bei Auftreten eines Infektionsfalls in einer Kita oder einer Schule sofort eine Testung der kompletten Einrichtung durchgeführt werden, um frühzeitig Infektionsfälle zu isolieren und damit Infektionsketten zu verhindern." Solche Konzepte sollten laut Timm in den Kommunen vorbereitet sein, wenn die Schulen nach den Ferien wieder öffnen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)