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Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele ist tot

Archivmeldung vom 31.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Hans-Christian Ströbele (2017)
Hans-Christian Ströbele (2017)

Foto: Olaf Kosinsky
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Grünen-Urgestein Hans-Christian Ströbele ist tot. Er starb am bereits Dienstagmorgen im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung in Berlin-Moabit, berichtet die "taz", deren Mitgründer er war.

Der 1939 in Halle (Saale) geborene Politiker war von Beruf Anwalt. Für frühe Aufmerksamkeit sorgte vor allem seine Tätigkeit als Verteidiger von RAF-Mitgliedern, unter anderem Andreas Baader. Auf der politischen Ebene war Ströbele zunächst von 1970 bis 1975 Mitglied der SPD. Die Partei schloss ihn aber aus, nachdem er Terroristen der RAF in einem Brief als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.

1978 war er einer der Mitbegründer der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz, des späteren Landesverbandes der Grünen in Berlin. In den Deutschen Bundestag zog er erstmals 1985 ein, dem er zunächst bis 1987 angehörte, später dann noch einmal von 1998 bis 2017.

Im Bundestagswahlkreis Berlin-Friedrichshain - Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost holte er bei den Wahlen 2002, 2005, 2009 und 2013 als jeweils einziger Bundestagsabgeordneter seiner Partei ein Direktmandat. 2017 trat er dann nicht mehr an.

Otto Schily würdigt Ströbele als "Legende"

Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat Hans-Christian Ströbele nach dessen Tod als "Legende" gewürdigt. Ströbele sei ein "hervorragender Anwalt" gewesen, "der sich intensiv in die Fälle und Akten eingearbeitet hat", sagte Schily, der seine politische Karriere selbst als Grüner begann und als Anwalt zusammen mit Ströbele in den 1970er-Jahren die Anführer der Roten Armee Fraktion (RAF) verteidigte, der Wochenzeitung "Die Zeit".

"Mit meiner Politik als Bundesinnenminister war er nicht so einverstanden, aber wir haben uns immer respektiert." Er habe politisch für ein "eigenständiges Profil" gestanden, "bevor es so etwas wie politische Marken gab, mit seinem Schal, dem Fahrrad, seinem Zugang zu den Menschen und seinem Durchhalten eines strikten Anti-Militarismus - vielleicht waren wir uns in dem Punkt näher, als manche glauben". Mit ihm gehe nicht nur etwas von der "Grünen-Ursubstanz" verloren, sondern eine "herausragende Persönlichkeit der Republik".

Auch zahlreiche aktuelle Spitzenpolitiker würdigten Ströbele. So schrieb zum Beispiel Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Twitter, dass Deutschland einen "streitbaren Politiker" verliere, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt habe. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach von einem "streitbaren, oft kontroversen Streiter für seine Überzeugungen", der auch im Konflikt stets fair gewesen sei. "Es geht ein großer Kämpfer für die grüne Sache", so Özdemir. "Er fehlt." Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete Ströbele unterdessen als "Integrität in Person".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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