Senioren-Union fordert Sofortmaßnahmen für die Pflege
Die Senioren-Union mischt sich in die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD ein. Während Deutschlands Bevölkerung altere und der Pflegebedarf steige, gerate die pflegerische Versorgung in eine "existenzielle Schieflage", sagte Helge Benda, kommissarischer Bundesvorsitzender der Senioren-Union, der dts Nachrichtenagentur.
Er bezog sich damit auf Berichte, wonach allein in 2023 und 2024 über
1.200 Pflegeeinrichtungen insolvent gegangen sind. "Was wir erleben, ist
ein stilles Versagen im Zentrum unseres Sozialstaats", sagte Benda.
"Wenn Heime schließen und ambulante Dienste wegbrechen, stehen nicht nur
Pflegebedürftige im Regen - es sind auch Millionen pflegender
Angehöriger, die unter dieser Last zusammenbrechen."
Tatsächlich
stemmen Angehörige nach wie vor den Großteil der Pflegearbeit in
Deutschland - oft unbezahlt, häufig unter großen persönlichen Opfern,
und überwiegend von Frauen geleistet. Sie reduzieren ihre Arbeitszeit,
verzichten auf Karrieren, isolieren sich sozial - und landen allzu oft
im Alter selbst in der Bedürftigkeit. Das, so Benda, sei ein
"sozialpolitischer Skandal, den wir nicht länger hinnehmen dürfen".
Konkret
fordern die Senioren in der Union Reformen in zwei zentralen Bereichen:
bei der nachhaltigen Finanzierung der Pflege und einer sofortigen
Entlastung pflegender Angehöriger. Konkrete Maßnahmen lägen schon auf
dem Tisch: Steuerliche Erleichterungen für pflegende Angehörige, ein
Rentenausgleichssystem, das Pflegearbeit als gesellschaftlich relevante
Lebensleistung anerkennt, ein spürbar höheres Pflegegeld, das den realen
Anforderungen gerecht wird oder kostenlose und leicht zugängliche
Pflegehilfsmittel.
Auch flexible Arbeitszeitmodelle für
Berufstätige mit Pflegeverantwortung und ein radikaler Bürokratieabbau,
besonders bei der Pflegegrad-Einstufung, seien angezeigt.
Namentlich
wendet sich die Senioren-Union an Merz, Söder und Klingbeil und fordert
die mutmaßlich künftige Bundesregierung auf, aus der dramatischen Lage
die richtigen Schlüsse zu ziehen. "Es reicht nicht, Pflege als
Zukunftsthema zu benennen. Es ist das Gegenwartsthema. Und es braucht
jetzt Lösungen", sagte Benda.
Quelle: dts Nachrichtenagentur