Soziologe: Linke Sammlungsbewegung ist nicht "fremdenfeindlich"
Archivmeldung vom 29.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttIn der Debatte über die neue linke Sammlungsbewegung wehrt sich einer der Initiatoren, der renommierte Soziologe Wolfgang Streeck, gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit. Es sei "ein starkes Stück", die von Sahra Wagenknecht gegründete Bewegung mit Ausländerhass in Verbindung zu bringen, schreibt er in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". Streeck antwortet damit auf die Kritik des Soziologen Colin Crouch. Das Ziel der Sammlungsbewegung, so Streeck, sei es gerade, zu "verhindern, dass die, die sich von grenzenloser Globalisierung bedroht fühlen, den Rattenfängern der reaktionären Rechten nachlaufen".
Mittlerweile sei bereits knapp die Hälfte der SPD-Wähler zur AfD gewechselt oder wähle nicht mehr. In einer solchen Situation würden die Versuche, diese Wähler für links zurückzugewinnen, "als Anbiederung an den Neofaschismus schlechtgeredet". Die EU habe sich zu einer sozialpolitisch blinden "Liberalisierungsverfestigungsmaschine" entwickelt und gegen "die obszöne Zunahme der wirtschaftlichen und regionalen Ungleichheit" nichts unternommen. Die Denunziation der Sammlungsbewegung als "fremdenfeindlich" lenke davon ab, dass eine Erneuerung demokratischer Politik damit beginnen müsse, zentrale Glaubenssätze auch der "linksliberal gewendeten sozialdemokratischen Parteien" infrage zu stellen: "Wir müssen aus dem Gefängnis der schwarzen Null ausbrechen", so Streeck. "Wir müssen lernen, dass das europäische Staatensystem nicht `von oben` nach deutschen Rezepten regiert werden kann".
Quelle: dts Nachrichtenagentur