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Parteienforscher: Gabriel verantwortlich für Steinbrücks Fehlstart

Archivmeldung vom 26.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)

Der Parteienforscher Gerd Langguth führt den missglückten Start des SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück auch auf Fehler des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel zurück. Der Fehlstart bei der Kandidatenkür sei nicht alleine Steinbrück anzulasten. Er sei zum Kandidaten ausgerufen worden, "bevor überhaupt eine organisatorische Struktur seines Wahlkampfes festgelegt wurde", sagte der Professor an der Universität Bonn "Handelsblatt-Online". "Alles geschah überhastet, was nicht zuletzt auch von dem Parteivorsitzenden Gabriel zu verantworten ist."

Steinbrück könne aber nun froh sein, dass er in diesem Jahr und nicht erst im Januar oder Februar nominiert worden sei, sagte Langguth weiter. "Wenn erst dann seine Affäre um hohe Honorare hochgekommen wäre, würde diese noch wirkmächtiger bei den Bundestagswahlen sein." Steinbrück könne jetzt "auf das Vergessen hoffen, das eher eintritt, wenn Weihnachten und Jahreswechsel eine Art Zäsur darstellen". Die Vortragshonorarfrage werde ihm aber länger "an der Backe" hängen bleiben, als ihm recht sei, ist Langguth überzeugt. "Weil das Ansammeln von solchen Honorarhöhen mit dem Bild eines sozialverpflichteten Sozialdemokraten nur schwer vereinbar ist".

Ob Steinbrück noch die Wende schaffe, werde auch davon abhängigen, ob ihm noch weitere Vorkommnisse wie die Honorarhöhen zu schaffen machen werden, "weil dann jederzeit das kollektive Gedächtnis der Deutschen wieder aktiviert wird", so Langguth. Derzeit sei es "eher fraglich, ob Steinbrück noch die Wende schaffen kann, zumal entgegen aller öffentlichen Bekundung kaum die ganze Partei hinter ihm stehen dürfte." Eine ähnliche Erfahrung habe einst auch Franz Josef Strauß (CSU) gemacht. Als Kanzlerkandidat sei es ihm 1980 nicht gelungen, das gesamte Wählerreservoir der Union zu mobilisieren.

Einen Kandidatenwechsel hält Langguth aber für unwahrscheinlich. Aufgrund seines wirtschaftspolitischen Sachverstands sei Steinbrück "der gefährlichste Gegner" für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Allerdings dürfte ihm zu schaffen machen, dass er der einzig übriggebliebene Kanzlerkandidat ist, nachdem Gabriel schon frühzeitig intern ein Nein zu seiner Kandidatur zu erkennen gab und auch Frank-Walter Steinmeier nicht zur Verfügung stand."

Zudem habe Steinbrück Schwierigkeiten damit, inhaltliche Alternativen zu Merkel aufzuzeigen. Wie er noch beim Wähler punkten könne, sei deshalb eine offene Frage. "Auch wenn Steinbrück versucht, die Euro-Frage zum Gegenstand der Kontroverse mit Merkel zu machen, so hat sie ihn doch bislang bei den Bundestagsdebatten eher ausgebremst, zumal Merkel hier ein großes Vertrauen in der Bevölkerung genießt und der SPD eher unterstellt werden kann, dass sie für Eurobonds oder Eurobills wäre, die die Deutschen mehrheitlich nicht mögen."

Überdies gebe es in Zeiten von Krisen stets einen Vorteil für die Exekutive. "Bisher gibt es auf Bundesebene keine echte Wechselstimmung", erklärte Langguth.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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