Linke sieht sich in Existenz bedroht
Archivmeldung vom 14.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Führung der Linken räumt angesichts schlechter Wahlergebnisse und Umfragewerte Fehler und Versäumnisse ein.
"Viele, die lange ihr Vertrauen in uns gesetzt haben und uns dafür
gewählt hatten, haben den Eindruck: Ihr seid mit euch selbst
beschäftigt, ihr seid nicht für uns da", heißt es im Entwurf für den
Leitantrag für den Bundesparteitag im Oktober in Halle, über den der
"Spiegel" berichtet. Der Parteivorstand will offenbar am kommenden
Wochenende darüber beraten.
Es sei nicht gelungen, die
Verteilungsfrage zwischen oben und unten auf die Agenda zu setzen und
"den Unmut über die Ampel von links zu besetzen". Die Linke sei
"zweifellos in einer gefährlichen, existenzbedrohenden Situation".
Umverteilung,
Teilhabe, gleichwertige Lebensverhältnisse und soziale Sicherheit
sollen Kernanliegen der Linken bleiben: "Die Linke stellt die
Erfahrungen der Menschen, ihren Alltag, ihre Sorgen und Befürchtungen
sowie ihre Hoffnungen in den Mittelpunkt."
Im Beschlusspapier
heißt es auch, Migranten dürften nicht "zu Sündenböcken für Sozialabbau
und soziale Unsicherheit" gemacht werden. Die Linke pocht auf legale
Wege zur Einwanderung unabhängig von Asyl und Flüchtlingsschutz, auf
einen erleichterten Arbeitsmarktzugang sowie auf die Gleichstellung von
Aufenthaltsrecht und Staatsbürgerschaft. Außerdem soll es mehr
Sprachkurse geben.
Aus Fehlern will die Linke lernen. Zu oft habe
man "in entscheidenden gesellschaftlichen Fragen nicht mit einer Stimme
gesprochen". Es gehe nun darum, die Kernprojekte der Partei zu erkennen
und "eine Fokussierung" zu erreichen. In der Schlusspassage des Papiers
heißt es: "Verloren gegangenes Vertrauen aufzubauen ist harte Arbeit,
Beziehungsarbeit."
Auf "Spiegel"-Anfrage wollten sich die beiden
Parteivorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler nicht äußern, ob
sie beim Parteitag für ihre Ämter kandidieren wollen. Nach Angaben aus
Parteikreisen ist als möglicher neuer Vorsitzender der frühere
Bundestagsabgeordnete Jan van Aken im Gespräch.
Quelle: dts Nachrichtenagentur