Bundesregierung fürchtet mehr Privatinsolvenzen
Archivmeldung vom 04.10.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Bundesverbraucherschutzministerium schlägt angesichts der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise Alarm. "Wir sehen mit Sorge, dass die gestiegenen Preise auch die Überschuldungsrisiken insbesondere für einkommensschwächere Haushalte erhöhen können und auch Privatinsolvenzen zunehmen könnten", sagte eine Ministeriumssprecherin dem "Handelsblatt".
Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) teilt die Einschätzung des Ministeriums. Es sei davon auszugehen, dass vor allem mit hohen Nachzahlungen für Strom und Gas "Überschuldungssituationen" drohten, die zu einem "erheblichen Anstieg" der Privatinsolvenzen führen können, sagte der stellvertretende Sprecher der AG, Michael Weinhold, der Zeitung.
Zu der AG SBV zählen unter anderen der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband, der Deutsche Caritasverband, der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband und die Diakonie. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung beobachtet schon lange einen "deutlichen Anstieg" der überschuldeten Haushalte. "Und wir fürchten auch, dass die gestiegenen Preise gerade nach der Pandemie ein erhebliches Überschuldungsrisiko für viele Haushalte darstellen", sagte die Geschäftsführerin des Verbands, Ines Moers, dem "Handelsblatt". Ob daraus auch ein Anstieg der Privatinsolvenzen wird, lasse sich aktuell schwer einschätzen.
"Denn gerade bei früher Intervention einer Schuldnerberatungsstelle lässt sich eine Privatinsolvenz ja oft noch vermeiden." Die Schuldnerberatungen fordern eine bessere Finanzierung der Beratungsdienstleistungen für betroffene Verbraucher. "Es ist weiterhin überfällig, dass endlich ein Recht auf kostenfreie Schuldnerberatung im Sozialgesetzbuch verankert wird", sagte Moers. "Nur so können die Menschen sich bundesweit frühzeitig Hilfe suchen und professionell unterstützt sinnvolle Regulierungskonzepte erarbeiten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur