Beamtenbund-Chef warnt vor Scheitern der Dienstrechtsreform wenn Beschlüsse der großen Koalition umgesetzt werden.
Archivmeldung vom 30.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Chef des Deutschen Beamtenbundes, Peter Heesen, warnt vor einem Scheitern der Dienstrechtsreform, wenn die Länder tatsächlich die völlige Eigenständigkeit bei der Besoldung ihrer Beamten erhalten, wie es die große Koalition beschlossen hatte. Der Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wolle die von seinem Vorgänger Otto Schily (SPD) ausgehandelte Reform unbedingt zu Ende bringen, sagte Heesen im Interview der "Stuttgarter Zeitung".
"Aber
es gibt ein Junktim", mahnte der Beamtenbund-Vorsitzende. "Man kann
nicht Besoldungskompetenzen verlagern und zugleich das Dienstrecht
reformieren." Dies sehe auch Schäuble so.
Die Übertragung der Besoldungskompetenzen kann nach Ansicht von
Heesen noch beeinflusst werden. Die Länder Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern würden weiterhin versuchen, den geplanten
Föderalismus beim Dienstrecht zu verhindern, weil dadurch ein
falscher Wettbewerb in Gang gesetzt würde. Zudem habe er für Anfang
Februar ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel
vereinbart, die ihm im Laufe der Koalitionsverhandlungen ganz anderes
geschrieben hätte, als es den Beschlüssen der großen Koalition
entspreche, sagte Heesen. "Demnach ist die Verlagerung durchaus noch
gestaltbar." Man könne es den Ländern doch freistellen, ob sie die
Eigenständigkeit wollen oder nicht, schlug er vor. "Dann werden wir
sehen, wer das macht." Die jetzige Regelung zwinge die Länder dazu,
diese Aufgaben zu übernehmen.
Heesen sieht zudem große Chancen, die geplanten Sparmaßnahmen bei
den Bundesbeamten zu beeinflussen. Er sei sich mit Schäuble darüber
einig, dass die Streichliste nicht endgültig sei.
"Bewegungsmöglichkeiten sehe ich daher sehr wohl." Der Innenminister
habe darauf hingewiesen, dass in keinem Koalitionspapier erwähnt sei,
dass das Weihnachtsgeld halbiert und die Arbeitszeit auf 41 Stunden
erhöht werden müssten. Vielmehr handele es sich um Vorschläge aus der
Runde der Finanzpolitiker um Peer Steinbrück und Roland Koch. Die
große Koalition hatte eine Streichliste für die Bundesbeamten
erarbeitet, mit dem Schwarz-rot eine Milliarde Euro pro Jahr
einsparen will.
Quelle: Pressemitteilung Stuttgarter Zeitung