SVR nennt Zurückweisungen von Asylbewerbern "Bankrotterklärung"
Der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR), Winfried Kluth, kritisiert das Vorhaben von Union und SPD, Asylbewerber an den Grenzen zurückweisen zu wollen.
"Wenn jemand Asyl beantragt, darf die Person nicht zurückgewiesen
werden, selbst dann nicht, wenn sie keine Papiere vorweisen kann", sagte
Kluth "Ippen-Media". Zuletzt hatte der stellvertretende
CDU-Fraktionschef Jens Spahn angekündigt, Zurückweisungen von
Geflüchteten notfalls auch gegen den Willen der Nachbarländer
durchführen zu wollen. Man werde die europäischen Partner dann
informieren.
Kluth sagte dazu: "Es ist unbedingt notwendig, dass
Zurückweisungen an der deutschen Grenze auch mit den Nachbarländern
abgestimmt werden. Das beinhaltet mehr als nur eine Information über die
Zurückweisung, es muss gewährleistet sein, dass es nicht zu
Kettenabschiebungen kommt, sondern dass geklärt ist, wer für das
Asylverfahren dann zuständig ist." Ein Alleingang Deutschlands könne
"den Fortbestand des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems gefährden".
Zudem steige das Risiko, dass Flüchtlinge versuchten, unterzutauchen, so
Kluth.
Lückenlose Grenzkontrollen, die eine konsequente
Zurückweisung voraussetzen, seien überdies "illusorisch". "Der
Personalaufwand bei der Bundespolizei und der Polizei in Bundesländern
wäre immens. Und auch die sonstigen Kosten wären erheblich".
Entscheidend wäre es vielmehr, die Zusammenarbeit in der EU zu
verbessern und die GEAS-Reform rasch umzusetzen. "Wenn die Umsetzung auf
europäischer Ebene scheitert, dann droht die Gefahr einer weiteren
Renationalisierung des gesamten Asylsystems und der Fortbestand des GEAS
droht zu scheitern. Das wäre eine Bankrotterklärung", so Kluth.
Quelle: dts Nachrichtenagentur