Regierung weist Kritik an Zeitproblemen bei Endlager-Suche zurück
Archivmeldung vom 08.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Suche nach einem Endlager für radioaktiven Abfall in Deutschland dauert offenbar Jahrzehnte länger als angenommen.
Laut einem Bericht des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag des
Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) könnte die
Standortentscheidung für ein Atommüll-Endlager frühestens 2074 fallen -
43 Jahre nach dem gesetzlich festgelegten Termin. Allerdings, so heißt
es an anderer Stelle, sei nicht mit "idealen Bedingungen" zu rechnen.
Die Suche könnte also sogar noch länger dauern.
Das
verantwortliche Bundesumweltministerium (BMUV) von Ministerin Steffi
Lemke (Grüne) und seine untergeordneten Behörden versuchen die massiven
Zeitprobleme gegenüber dem "Spiegel" herunterzuspielen. Es gehe um die
"bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahre",
antwortete ein Sprecher des Ministeriums dem Nachrichtenmagazin. Es sei
schon länger bekannt, dass man bis 2031 nicht fertig werde.
Über
die im Bericht genannte Jahreszahl 2074 zeigt sich auch das Bundesamt
für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) nicht überrascht. Es
verweist auf die ihr unterstellte Gesellschaft BGE (Bundesgesellschaft
für Endlagerung), die bereits vor zwei Jahren von einem Abschluss der
Suche zwischen 2046 und 2068 ausgegangen sei. Die vier Jahre mehr seien
da nicht so verwunderlich, sagte ein BASE-Sprecher. Man plädierte aber
bereits seit Längerem für die "Bestcase-Zielmarke" 2046.
Dafür
wolle man "Beschleunigungspotenziale" ausfindig machen. 2046 ist
allerdings immer noch 15 Jahre später, als im Gesetz steht. Laut BMUV
werde man Ende 2027 ausgewählte Standortregionen vorschlagen, die in die
nähere Auswahl kommen. "Besonders bei der dann nach 2027 folgenden
ober- und untertägigen Erkundung können große Zeiten eingespart werden",
so der Sprecher.
Allerdings müsse nun wirklich etwas passieren,
denn sonst könnte das Ziel einer "zügigen Entsorgung der hoch
radioaktiven Abfälle nicht erreicht" und dadurch nachfolgende
Generationen mit der Aufgabe belastet werden. Das Ministerium hat nach
eigenen Angaben bereits "Optimierungen in dem laufenden Verfahren der
Standortsuche gefordert". Man habe "Gespräche aufgenommen". Ziel sei es,
schneller voranzukommen, "unter Wahrung des Primats der Sicherheit und
der gebotenen Öffentlichkeitsbeteiligung".
Auch die
Wissenschaftlerin Miranda Schreurs, Ko-Vorsitzende des Nationales
Begleitgremiums, das zum großen Teil aus Forschenden besteht, mahnt zur
Sorgfalt. Allerdings bereitet ihr der Atommüll in den Zwischenlagern
sorge. Die Genehmigungen für die Zwischenlager in Deutschland liefen in
den nächsten Jahren aus, mahnt sie. Damit aus Zwischenlagern keine
"versteckten" Endlager werden, müsse dringend eine Lösung gefunden
werden. Auch diese müsse mit der Öffentlichkeit ausdiskutiert werden.
Die
Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) erklärt dazu, man untersuche
bereits die Alterungseffekte an Behältern und deren Inventaren. "Ziel
dieser Vorbereitungen ist es, den sicheren Betrieb der Zwischenlager
über den bislang genehmigten Zeitraum von 40 Jahren hinaus zu
gewährleisten". Ein Sprecher beruhigt, dass immerhin auch in den
vergangenen über 30 Jahren keinerlei Störungen aufgetreten seien, "die
für Mensch oder Umwelt eine Gefährdung bedeutet hätten".
Quelle: dts Nachrichtenagentur