Ampel-Fraktionen begrüßen Abberufung der documenta-Chefin
Archivmeldung vom 18.07.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundestagsabgeordnete von SPD, Grünen und FDP haben den Rückzug der documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann begrüßt. "Frau Schormann gibt den Weg frei, endlich konstruktiv die Debatte darüber führen zu können, wie es zur Ausstellung antisemitischer Bilder auf der documenta fifteen kommen konnte", sagte Erhard Grundl, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, der "Welt am Sonntag" dazu.
Schornmann weiter: "Diese Debatte ist überfällig und sie ist entscheidend, gerade weil wir die documenta als eine der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt erhalten müssen." Die Auflösung von Schormanns Dienstvertrag sei ein "überfälliger Befreiungsschlag aus einem Teufelskreis von Missmanagement und Misskommunikation", sagte der kulturpolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Helge Lindh, der "Welt am Sonntag". In einer globalisierten Welt würden sich solche Eklats wiederholen, wenn man sich nun nicht aktiv um eine Klärung bemühe.
"Ich fordere deshalb eine große Aussprache zum Themenkomplex `Kultureinrichtungen, Postkolonialismus/Rassismus, Globaler Süden, BDS, Nahostkonflikt, Antisemitismus`, in der endlich hart und schmerzhaft Tacheles gesprochen wird", sagte Lindh der "Welt am Sonntag".
Linda Teuteberg, innerhalb der FDP-Bundestagsfraktion zuständig für jüdisches Leben, hält die Abberufung ebenfalls für überfällig. "Der Antisemitismus-Skandal der documenta ist einer mit Ansage und weist über die Kunstschau hinaus: Israel-bezogener Antisemitismus ist wie jede Erscheinungsform des Antisemitismus inakzeptabel, Verharmlosungen unter Verweis auf den `globalen Süden` ebenso", sagte sie der Zeitung. "Da darf es weder politisch noch kulturell Rabatt und keine Doppelstandards geben." Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger sagte: "Endlich hat die Generaldirektorin die Reißleine gezogen."
Mit jedem Tag seien zusätzliche Details ans Licht gekommen, die aufgezeigt hätten, dass Schormann sich dem Antisemitismus zu keinem Zeitpunkt konsequent entgegengestellt habe. "Nun muss es zur Prüfung der Kunstwerke kommen."
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sagte: "Dieser Rücktritt war überreif. Frau Schormann steht für organisierte Verantwortungslosigkeit, für ein BDS-Festival, ein antisemitisches Feuerwerk." Die Verantwortung lasse sich nicht bei ihr allein abladen. "Der Aufsichtsrat um den Kasseler Oberbürgermeister Geselle und Kulturministerin Dorn hat trotz Warnungen dies alles zugelassen. Auch der Aufsichtsrat der documenta muss zurücktreten und Verantwortung übernehmen", so Beck weiter. "Vielleicht ist die documenta fifteen auch ein guter Punkt, um mit dieser Kunstausstellung ein Ende zu machen und woanders völlig neu zu beginnen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur