Ifo-Präsident fürchtet Schäden durch zögerliche Omikron-Bekämpfung
Archivmeldung vom 23.12.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sieht die Gefahr, dass die Ausbreitung der Corona-Variante Omikron zu zögerlich bekämpft wird. "Wenn man mit Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung stets wartet, bis wirklich sicher ist, dass sie notwendig sind, ist es zu spät", sagte er der FAZ.
Die Infektionswelle dauere dann länger, koste mehr Menschenleben und schädige die Wirtschaft mehr als bei früherem Eingreifen. Sollte die Welle wie vom Expertenrat der Bundesregierung prognostiziert durchschlagen, könne das die für das kommende Jahr bislang noch optimistischen Konjunkturprognosen ins Wanken bringen. Fuest warnte: "Eine Omikron-Welle, die so massiv ist, dass es zu einem längeren und flächendeckenden Lockdown für Ungeimpfte kommt, ist allerdings nicht eingepreist. Wenn das doch passiert, wird das Wachstum niedriger ausfallen."
Der Ökonom verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass sich die Lieferkettenprobleme, die die deutsche Wirtschaft derzeit stark belasten, im Dezember noch einmal verschärft haben. "Derzeit berichten mehr als 80 Prozent der Unternehmen in Industrie und Handel von Lieferschwierigkeiten." Durchschnittlich erwarteten die Unternehmen, dass die Probleme bis Mitte 2022 anhalten. "Bei einigen Produkten, etwa Halbleitern, dürfte es aber länger dauern."
Fuest rechnet zudem mit anhaltend hoher Inflation. Er sehe diese teils als Normalisierung nach der negativen Inflation im zweiten Halbjahr 2020. "Trotzdem besteht Preisdruck, vor allem durch knappe Rohstoffe und Vorprodukte." Die Zahl der Unternehmen, die Preise erhöhen wollen, sei im Herbst sprunghaft angestiegen, hinzukomme die geplante Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro.
"Insgesamt erwarte ich 2022 mehr als drei Prozent Inflation. Die weitere Entwicklung wird vor allem von den Tarifabschlüssen abhängen", sagte der Ifo-Präsident. Er sehe außerdem ein "latentes Risiko", dass die russische Regierung im geostrategischen Konflikt mit dem Westen Gaslieferungen als Waffe einsetzen könnte. "Allerdings wird die russische Regierung sich sehr genau überlegen, ob sie den Gashahn zudrehen will. Das kann man nur einmal machen, wenn Russland auch in Zukunft Gas nach Westeuropa verkaufen will, lässt man davon lieber die Finger."
Quelle: dts Nachrichtenagentur