Ampelpolitiker uneins bei AfD-Verbot
Archivmeldung vom 30.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićUnter den Bundestagsabgeordneten der Ampelkoalition gibt es keine Einigkeit, ob ein Verbot der AfD angestrebt werden sollte. "Dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist, dass sie vom Verfassungsschutz als gefährlich für unsere demokratische Ordnung eingeschätzt wird und dass sie skrupellose Faschisten in ihren Führungsreihen hat, steht außerhalb jeden vernünftigen Zweifels", sagte der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner dem "Handelsblatt".
Es spreche also vieles dafür, beim Bundesverfassungsgericht "einen gut begründeten Verbotsantrag" zu stellen.
Es
gebe allerdings auch "valide Bedenken, ob es dafür angesichts großer
Wahlerfolge der AfD nicht bereits zu spät sei oder die AfD einen solchen
Antrag für eine populistische Märtyrerpose nutzen könnte, die diese
Wahlerfolge womöglich noch verstärkt", sagte Stegner weiter. Daher sei
eine "sorgfältige und abwägende Debatte" im Parlament erforderlich, die
"keinesfalls Schnellschüsse" vertrage. "Der Worst Case wären gespaltene
demokratische Fraktionen und Parteien, während die Demokratiefeinde sich
ins Fäustchen lachen."
Der Grünen-Innenpolitiker Marcel Emmerich
sagte dem "Handelsblatt": "Eine wehrhafte Demokratie muss ein
Parteiverbotsverfahren ernsthaft prüfen, um ihrer Verantwortung gerecht
zu werden. Dabei sollte der Fokus auf die Gesamtpartei gerichtet sein."
Angesichts der hohen rechtlichen Hürden verbiete sich der Alleingang
einer Partei oder einer Regierung. Nötig sei vielmehr "ein
entschlossenes Vorgehen eines breiten demokratischen Bündnisses".
Der
FDP-Abgeordnete Frank Schäffler kritisierte die Diskussion über ein
Verbot der AfD scharf. "Das halte ich für Unsinn", sagte er dem
"Handelsblatt". Die AfD müsse politisch bekämpft werden. Verbotsdebatten
schadeten nur, weil sie von der politischen Diskussion ablenkten.
Der
CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter findet es richtig, dass
der Bundestag über ein AfD-Verbotsverfahren beraten soll. Kiesewetter
sagte dem TV-Sender "Welt", er sei seinem Parteikollegen Marco
Wanderwitz "sehr dankbar", die Initiative für den Antrag ergriffen zu
haben. "Wir brauchen eine sehr sensible Diskussion in der Gesellschaft,
aber auch im Bundestag über die Frage, wie wir mit einer Partei umgehen,
die versucht hat, letzte Woche den Thüringer Landtag in Geiselhaft zu
nehmen", so Kiesewetter weiter.
Die AfD sei eine Partei, "die die
Westbindung Deutschlands aufgeben will und die gemeinsam mit dem
Bündnis Sahra Wagenknecht unsere Westbindung und unsere klare
Positionierung für Frieden in Freiheit für Deutschland, aber auch für
die Ukraine auszuhöhlen beginnt".
Ob er selbst allerdings für
einen entsprechenden Antrag stimmen wolle, sei noch offen, so der
CDU-Politiker. "Entscheidend ist, dass wir es thematisieren und auch
unsere Bevölkerung sensibilisieren. Was am Ende dabei herauskommt, ist
eine ganz andere Frage. Da sollten, glaube ich, auch alle sehr
ergebnisoffen vorgehen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur