Krise der Bahn: Ramelow schlägt radikale Reformen vor
Archivmeldung vom 29.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićThüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) fordert angesichts der Krise der Deutschen Bahn radikale Reformen. "Es werden Milliarden Euro Verlust abgerechnet, zugleich sind mehrere Millionen Passagiere verloren gegangen - und das noch während der Fußball-Europameisterschaft, in der viele Züge überfüllt waren und andere ausgefallen sind", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Die Bahn ist ein System des Chaos, dem die Akzeptanz immer mehr
verloren geht." Sein Großvater habe immer gesagt: "Pünktlich wie die
Deutsche Bahn." Das gehe heute "nur noch als Satire durch".
Der
Linken-Politiker schlug eine strikte Trennung von Netz und Betrieb vor:
"Die Deutsche Bahn ist eine Aktiengesellschaft und sollte börsenfähig
gemacht werden. Also gewinnorientiert. Die neue Netzgesellschaft hat die
Buchstaben GO dazu bekommen: gemeinwohlorientiert."
Aber eine
gemeinnützige Aktiengesellschaft, die Gewinn an den Bundeshaushalt
abführen soll, sei ein Widerspruch in sich, so Ramelow. "Wir brauchen
deshalb eine radikale Trennung von Netz und Betrieb. Das Netz muss als
gemeinnütziges Stiftungsvermögen organisiert und systematisch
modernisiert werden. Das dauert mindestens zehn Jahre. Die Ampel
investiert zwar viel Geld, aber eben nicht systematisch. So wird das
nichts. Außerdem muss die Bahn entflochten werden."
Im Moment
gebe es 630 Bahnfirmen. Davon gehörten 600 zum Bahn-Konzern. "Das macht
keinen Sinn und hat mit schlankem Management nichts zu tun", sagte
Ramelow. Denn die Deutsche Bahn habe eine im Grundgesetz verankerte
Aufgabe im Dienst der Bevölkerung. Sie sei nicht dazu da, um
internationale Geschäfte zu machen - wie mit dem Speditionsunternehmen
Schenker.
"Deshalb ist mein Vorschlag, alle Bahnaufgaben der DB
AG inklusive aller 600 Tochterunternehmen in eine Anstalt Öffentlichen
Rechts einzubringen und durch diese AÖR den Eisenbahnbetrieb zu bündeln
und aufzugliedern in die Sparten Personen- und Frachtverkehr."
Investitionen könnten durch eine Kappung des Dienstwagenprivilegs
gegenfinanziert werden. Es werde "Zeit für eine Eisenbahn, auf die man
sich wieder verlassen und auf die man stolz sein kann".
Quelle: dts Nachrichtenagentur