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Ein Jahr nach Ahrtal-Flut: Landkreise gegen "Neustart" beim Katastrophenschutz

Archivmeldung vom 14.07.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Ahrtal Hochwasser (2021)
Ahrtal Hochwasser (2021)

Foto: Smigel
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Deutschlands Landkreise haben ein Jahr nach der Ahrtal-Flut die "Neustart"-Pläne von Innenministerin Nancy Faser (SPD) für den Katastrophenschutz kritisiert: "Wir brauchen zwei Dinge nicht: einen Neustart beim Katastrophenschutz und ein Hochziehen der Zuständigkeiten. Diese müssen ganz klar vor Ort bleiben", sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Die verschiedenen Ebenen müssten besser ineinandergreifen, etwa, indem schnell präzise Lagebilder erstellt und geteilt würden, indem die Ausbildung gestärkt oder technisches Gerät schneller beschafft werden könne. "Da sind wir Landkreise sehr dafür. Eine Verlagerung von Kompetenzen weg von den Landkreisen braucht es in Deutschland aber definitiv nicht!"

Innenministerin Faeser hatte am Mittwoch einen "Neustart" beim Bevölkerungsschutz angekündigt. Zudem verabschiedete das Bundeskabinett eine neue Resilienz-Strategie, bei der geprüft wird, ob das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mehr Verantwortung bekommen soll. Sager räumte ein, dass bei der Ahrtal-Flut der Vor-Ort-Katastrophenschutz "in diesem Einzelfall offenbar nicht hinreichend" geklappt habe. "Daraus kann man aber nicht die Konsequenz ziehen, dass die Strukturen nicht stimmen."

Der Landkreispräsident forderte als Konsequenz aus der damaligen Katastrophe den Ausbau der Warnsysteme. "Das gilt für elektronische Möglichkeiten wie Warn-Apps. Aber auch die gute alte Sirene muss wieder überall aufgestellt und in Schuss gehalten werden, hier braucht es Aufrüstung", sagte er der "NOZ". Denn es würden weitere Katastrophen eintreten, von Waldbränden über Überschwemmungen bis hin zu Deichbrüchen.

Harsche Kritik übte Sager an zögerlichen Hilfeleistungen für die betroffenen Menschen: "Wer sein Hab und Gut verloren hat, darf nicht durch den Behördendschungel geschickt werden. Wenn ich höre, dass auch ein Jahr später erst ein Bruchteil der bereitstehenden Mittel wirklich an die Frau oder den Mann gebracht worden sind, ist das ein Armutszeugnis, das kann und muss besser werden."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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