Bundestagsdebatte zu Paragraf 218 wohl noch diese Woche
Die mögliche Abschaffung des Strafrechtsparagrafen 218, der die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen regelt, soll noch in dieser Woche im Bundestag beraten werden. "Als Gruppe haben wir das Recht, in dieser Woche die erste Lesung unseres Gesetzentwurfs zu haben", sagte die SPD-Abgeordnete Carmen Wegge dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Von diesem Recht wollen wir Gebrauch machen." Wegge gehört zu den
Initiatoren eines entsprechenden Gruppenantrags aus den Reihen von SPD,
Grünen und Linken. "Selbstverständlich wollen wir das Gesetz vor der
Bundestagswahl auch noch zur Abstimmung bringen. Die Neuregelung des
Schwangerschaftsabbruchs, so wie wir sie vorschlagen, kann aus unserer
Sicht auch eine Mehrheit im Parlament bekommen", sagte sie.
Man
habe "gute und konstruktive Gespräche" mit den Kollegen der FDP, fügte
Wegge hinzu. "Es gibt viele in der Partei, aber auch in der Fraktion,
die eine Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs befürworten." Für
einen Erfolg des Antrags bräuchte es Zustimmung oder zumindest
Enthaltung aus der FDP-Fraktion.
Die Versorgungslage von Frauen,
die eine Schwangerschaft beenden wollen, sei dramatisch, sagte Wegge.
Viele Ärzte führten aufgrund des Strafrechts keine
Schwangerschaftsabbrüche mehr durch. Der "sehr moderate Entwurf" setze
genau hier an und entkriminalisiere Frauen sowie Ärzte, sagte die
SPD-Politikerin. Mit der aktuellen Zusammensetzung des Bundestages
stünden die Chancen für eine Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs
besser als jemals zuvor.
CDU und CSU kritisierten die Reformpläne
scharf. Zuletzt bekundete CDU-Chef Friedrich Merz aber überraschend
Offenheit für Gespräche über eine gesetzliche Neuregelung: "Natürlich
kann man sich nach so vielen Jahren noch einmal neu mit dem Thema
beschäftigen", sagte Merz der "Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft"
und den "Stuttgarter Nachrichten". Diese Debatte solle aber erst nach
der Bundestagswahl geführt werden.
"Ich kann Herrn Merz nicht
ernst nehmen", sagte Wegge dazu. "Zuerst fordert er Olaf Scholz und die
SPD-Fraktionsmitglieder auf, ihre Unterschrift für den Gesetzentwurf
zurückzuziehen und jetzt will er auf einmal doch darüber reden?" Sie
halte das für Taktiere im Wahlkampf. "Er weiß, dass wir Frauen wissen,
dass er nicht an unserer Seite steht." Sie würde sich aber natürlich
freuen, "wenn Merz auf die zahlreichen Verbände, Organisationen und die
Mehrheit in der Gesellschaft hört und eine Neuregelung in dieser
Legislatur mit uns möglich macht".
Quelle: dts Nachrichtenagentur