Gabriel sieht Risiken bei Stationierung von US-Raketen
Archivmeldung vom 29.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer frühere Außenminister und heutige Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Sigmar Gabriel (SPD), warnt vor Risiken für Deutschland bei einer Stationierung von US-Langstreckenraketen als Abschreckung gegenüber Russland.
"Mich stört nicht die Stationierungsabsicht selbst, sondern die
Tatsache, dass es darüber in Deutschland keine öffentliche Debatte
gibt", sagte Gabriel der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Es sei
einfach entschieden worden. "Die Erhöhung der Verteidigungs- und
Abschreckungsfähigkeit mit solchen Waffensystemen braucht aber immer
eines: das Verständnis für die Gründe einer solchen Stationierung in
unserer Bevölkerung und mindestens eine mehrheitliche Zustimmung dazu",
so der SPD-Politiker.
"Immerhin haben wir Ende der 1970er- und
Anfang der 1980er-Jahre eine große innenpolitische Zerreißprobe gehabt,
wo es genau um diese Art Waffen ging, die man ja auch immer mit atomaren
Sprengköpfen ausstatten kann", so Gabriel weiter. "Für uns Deutsche
gibt es bei dieser Stationierung eine besonders heikle Frage: Die
Stationierung solcher Waffensysteme hat ja immer das Ziel, dass sie nie
eingesetzt werden, weil die gegnerische Macht weiß, dass es am Ende nur
Verlierer gibt." Das Problem aller nuklearen Strategien in Europa sei
aber, dass für den Fall, dass es trotzdem einmal zum Einsatz solcher
Waffen kommen könnte, Zentraleuropa und damit Deutschland immer das
Schlachtfeld wäre, auf dem ein solcher Schlagabtausch ausgetragen würde,
warnte Gabriel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur