Politische Säuberung: Viele Kasernen behalten Namen von Wehrmachtsoffizieren
Archivmeldung vom 14.08.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Linken im Bundestag üben scharfe Kritik an Bundeswehr und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke sagte im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Die Ankündigung, sämtliche Kasernennamen, die einen Bezug zur Nazi-Wehrmacht haben, auf den Prüfstand zu stellen, erweist sich als gelogen." Laut Jelpke wird an sechs Standorten gar nicht über historisch belastete Namensgeber gesprochen.
Sie beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen, die ihr das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage mitgeteilt hat. Demnach wird oder wurde an zwölf Standorten eine Diskussion über den Namensgeber der jeweiligen Kaserne geführt. Bei sieben Kasernen laufe die Debatte noch. In vier weiteren Fällen hätten sich die Beteiligten gegen eine Umbenennung ausgesprochen, darunter die Rommel-Kasernen in Dornstadt und Augustdorf.
In einem Fall, die ehemalige General-Thomsen-Kaserne in Stadum, trage die Liegenschaft nun einen neuen Namen. Laut Jelpke gebe es darüber hinaus sechs Kasernen mit Wehrmacht-Namensgebern, die sich der Debatte ganz verschlössen. Jelpke: "Wenn die Bundeswehr unbedingt an der Wehrmacht festhalten will, soll sie dies auch eingestehen. Dann weiß die Öffentlichkeit, wes Geistes Kind die Truppe ist." Das Bundesministerium hingegen betont in der Antwort, die Bundeswehr pflege "keine Tradition zu vorherigen deutschen Streitkräften im Allgemeinen und schon gar nicht zur Wehrmacht im Besonderen."
Bundesverteidigungsministerin von der Leyen hatte im Zuge der Festnahme des mutmaßlich rechtsterroristischen Oberleutnants Franco A. eine Umbenennung von Kasernen ins Spiel gebracht, die den Namen von Wehrmachtsoffizieren tragen. Die Soldaten vor Ort sollen selbst entscheiden dürfen. Das Ministerium schreibt den Linken, die zentrale Frage sei, "ob für die Angehörigen der Bundeswehr vor Ort der Name sinnstiftend im Sinne des Traditionsverständnisses ist oder nicht."
Noch nicht abgeschlossen sind laut Ministerium die Diskussionsprozesse an der Feldwebel-Lilienthal Kaserne in Delmenhorst, an der Lent-Kaserne in Rotenburg, der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover, der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in Hagenow, der Marseille-Kaserne in Köln, der Hindenburg-Kaserne und der Schulz-Lutz-Kaserne in Munster.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)