Kurnaz: Muslime sollten sich deutlicher von Terror distanzieren
Archivmeldung vom 11.10.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer ehemalige Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz fordert Muslime in Deutschland dazu auf, sich deutlicher vom Terror zu distanzieren. "Wenn ich in den letzten zwölf Monaten den Fernseher eingeschaltet habe, dann habe ich da zu viel Gewalt gesehen - und zu wenige, die sich dieser Gewalt entgegenstellen", so Kurnaz in der Wochenzeitung "Die Zeit".
Er frage sich deshalb: "Wo sind sie, die hier lebenden Türken oder Marokkaner oder Tunesier, die diesen Terror laut verurteilen? Wo ist der Aufstand der Muslime, die in Deutschland leben? Was ist los mit euch? Das ist unser Gott, dessen Name beschmutzt wird. Und vor allem: Das ist unser Land!" Kurnaz wendet sich mit seinem Aufruf an junge Flüchtlinge und an Migrantenkinder, wie er selbst eines war: "Es geht darum, zu schätzen, was man hat. Um Demut. Schaut euch mal um in diesem Land. Seht, wie gut es euch geht."
Es gebe Staaten, in denen es keine Schulen gebe, keine festen Arbeitsverhältnisse, keine Regeln und Gesetze. "Hier bei uns aber weiß jeder, wie er im Leben etwas erreichen kann", stellt Kurnaz fest. "Dir kann hier nichts wirklich Schlimmes passieren."
Kurnaz war fünf Jahre im US-Gefangenenlager Guantánamo festgehalten worden. 2006 kam er frei. Seine Inhaftierung wurde später von einer Richterin in den USA für rechtswidrig erklärt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur