Nicht jedes Jahr 8,5 Milliarden Steuergelder verschenken
Archivmeldung vom 31.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZu den heutigen Koalitionsverhandlungen über die Haushaltskonsolidierung rechnet Greenpeace den Spitzen aus CDU und SPD vor, dass zur Zeit jährlich Steuermittel in Höhe von 8,5 Milliarden Euro für klimaschädliche und gefährliche Energieträger ausgegeben werden. Das Geld fließt in Subventionen für Braunkohle-, Steinkohle- und Atomkraftwerke, die nach Meinung der Umweltschützer auch eingespart werden können.
Als Symbol für das Sparpotential wollen Aktivisten am Abend ein Sparschwein an die Politiker übergeben.
"Die neue Bundesregierung muss die Reformen in der Energiepolitik
weiter vorantreiben, das ist gut für den Staatshaushalt, schafft
Arbeitsplätze und erhöht die Versorgungssicherheit", sagt
Greenpeace-Sprecher Christian Bussau. "Energieträger, die das Klima
zerstören, dürfen nicht länger subventioniert werden. Hier werden
privaten Energiekonzernen Milliarden geschenkt. So wird eine
Industrie am Leben erhalten, die die Gesellschaft künftig mehr und
mehr mit den Folgekosten von Hochwassern, Stürmen und Dürreperioden
belasten wird. Deutschland braucht eine zukunftsfähige, auf
erneuerbare Energien gestützte Energieversorgung."
Im Jahr 2005 wurde die Braunkohle mit 4,5 Milliarden Euro indirekt
gefördert. Dabei floss das Geld laut einer Studie des
Umweltbundesamtes z.B. in die Renaturierung ehemaliger Tagebaugebiete
sowie in Kosten für bereits auftretende Folgen der Klimazerstörung,
die der Staat begleichen muss, z.B. das Hochwasser der Elbe im Sommer
2002. Die Steinkohle wurde mit 2,7 Milliarden Euro subventioniert und
in die Atomenergie floss eine Milliarde Euro. Durch die kostenlose
Zuteilung von Emisionszertifikaten ging dem Bundeshaushalt eine
weitere halbe Milliarde Euro verloren, das macht rund 8.5 Milliarden
jedes Jahr.
Mit Emissionszertifikaten kaufen Unternehmen
"Verschmutzungsrechte", um Treibhausgase ausstoßen zu dürfen. Alle am
Emissionshandel beteiligten Branchen bekommen jährlich den größten
Teil diese Rechte kostenlos. Dadurch erhielt die Industrie in
Deutschland 2005 bei einem durchschnittlichen Zertifikatepreis von 21
Euro pro Tonne Kohlendioxid Verschmutzungsrechte im Wert von 10,5
Milliarden Euro geschenkt. Das EU-Recht erlaubt den Mitgliedsländern
zur Zeit lediglich fünf Prozent dieser Emissionszertifikate zu
versteigern statt zu verschenken. So hätte die Bundesregierung nach
geltendem Recht immerhin eine halbe Milliarde Euro eingenommen. Auf
dieses Geld hat sie aber verzichtet.
"Eigentlich sollten Anreize zum Klimaschutz gegeben werden," so
Bussau. "Tatsächlich werden so aber die größten Klimazerstörer wie
zum Beispiel Braunkohlekraftwerke am meisten finanziell belohnt."
Greenpeace fordert, dass in Zukunft alle Emissionszertifikate
versteigert werden und die kostenlose Zuteilung aufhört. Von den
Politikern fordert Greenpeace, ihre Verantwortung zum Klimaschutz
wahrzunehmen. In Zeiten zunehmender Klimazerstörung darf das Wohl der
Allgemeinheit nicht Konzerninteressen geopfert werden. "Das dient
nicht nur der Umwelt, sondern füllt auch gleichzeitig das
Staatssäckel", so Bussau.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace