Grüne bereiten Kurswechsel in der Familienpolitik vor
Archivmeldung vom 19.09.2014
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Freigeschaltet durch Dennis WitteDie Grünen stehen offenbar vor einem grundlegenden Kurswechsel in der Familienpolitik. Die familienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Franziska Brantner, sprach sich dafür aus, den Staat künftig aus der Rollenverteilung zwischen den Eltern herauszuhalten: "Warum feiern wir den Hausmann als modernen Mann - wird er dadurch nicht auch in die Altersarmutsfalle laufen, was wir für Frauen als tragisch empfinden?", kritisierte Brantner in der "Welt".
Die Grünen-Politikerin stellte die bisherige Leitlinie ihrer Partei infrage, eine gleichmäßige Aufteilung der Familienarbeit durch eine "Lohnersatzleistung für betreuungswillige Väter" wie das Elterngeld zu forcieren. "Wäre es nicht eher klüger, für Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern zu sorgen oder mehr Frauen aus ihren zwei Minijobs zu holen?" Dadurch würde das wirtschaftliche Kalkül geändert, das in den meisten Fällen dazu führe, dass die Mütter in Teilzeit gingen, weil sie geringere Einkommen hätten als ihre Partner.
"Dann könnte man die emotionale und private Entscheidung über die genaue Aufteilung der Sorgearbeit den Familien überlassen", forderte Brantner. Die Grünen-Politikerin sprach sich gegen gesetzliche Vorgaben zur Arbeitszeitreduzierung für Eltern aus, wie sie Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt etwa mit der Idee für eine 32-Stunde-Woche für Paare mit kleinen Kindern angeregt hatten.
"Der Staat muss größere Zeitsouveränität und Freiräume vom ökonomischen Zeitdruck ermöglichen, aber nicht vorschreiben", verlangte Brantner. Sie berät am Freitag auf einem Freiheitskongress der Grünen in Berlin über die Neuausrichtung ihrer Partei in der Familienpolitik.
Quelle: dts Nachrichtenagentur