Bericht: Habeck sondierte "Energiekonsens" mit Merz
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll im März 2022 bei CDU-Chef Friedrich Merz die Chancen für einen parteiübergreifenden "Energiekonsens" sondiert haben. Das geht aus Unterlagen des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, über die die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Donnerstagausgabe berichtet.
Demnach trafen die beiden am 24. März 2022 zusammen, genau einen Monat
nach Russlands Angriff auf die Ukraine. In einer Vorlage zur
Vorbereitung auf das Gespräch werden unter anderem mögliche
Zugeständnisse bei den Atom-Laufzeiten durchgespielt, von einer erneuten
Prüfung des Atomausstiegs bis hin zu einer "Laufzeitverlängerung um X
Jahre ohne Sicherheitsrabatt".
Unter den denkbaren Ergebnissen
eines neuen Energiekonsenses notiert das Ministerium die Unabhängigkeit
von russischen Energie-Importen bis zum übernächsten Winter als
"Punktsieg Union", ebenso ein Embargo über die Ostsee-Pipeline Nord
Stream 1.
Die Grünen wiederum wollten einen beschleunigten Ausbau
erneuerbarer Energien und ein Festhalten am Kohleausstieg durchsetzen.
Laut SZ-Bericht fand das Treffen im Bundestag statt.
Habecks
Rolle bei der Laufzeitverlängerung ist derzeit Gegenstand eines
Parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Die Opposition wirft ihm
vor, er habe aus "ideologischen Gründen" längere Laufzeiten vereiteln
wollen. Das Papier erweckt einen anderen Eindruck. So verweist es
darauf, dass Zugeständnisse an Union oder FDP im Zweifel Ärger mit
Umweltministerium, grüner Basis und Teilen der Fraktion bedeuten
könnten.
Im "zugespitzten Fall" könne sogar ein Sonder-Parteitag
nötig werden. Dieser "könnte aber auch eine Chance sein", heißt es. Auch
von den Sozialdemokraten drohten Widerstände, schrieben Habecks Beamte
auf. "Das größte Problem wird sein, Scholz von Konsens-Gesprächen zu
überzeugen." Wahrscheinlich müsse man Olaf Scholz "eine wichtige Rolle
beim Energiekonsens zubilligen".
Auch bei einer Diskussion um
Laufzeitverlängerungen sei "Vorsicht angeraten", warnten die Beamten.
"Hier könnte sich die SPD sehr hart dagegen positionieren", zitiert die
SZ aus den Dokumenten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur