Wirtschaftsweiser fordert Schließung von Krankenhäusern
Archivmeldung vom 10.11.2018
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Freigeschaltet durch André OttAngesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels und der steigenden Kosten im Gesundheitssystem fordert der Essener Wirtschaftsweise Christoph M. Schmidt, Krankenhäuser in Deutschland zu schließen. Die Politik sei gefordert, Überkapazitäten abzubauen, schreibt Schmidt in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag". "Auch wenn es für die Beschäftigten und Anwohner vor Ort nicht direkt zu erkennen ist: Deutschland braucht weniger Krankenhäuser und mehr spezialisierte Kapazitäten in den Häusern, die bleiben", schreibt der Ökonom weiter.
Derzeit nimmt Deutschland mit 800 Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner den Spitzenplatz in Europa ein. In vielen anderen Ländern ist die Zahl weniger als halb so groß. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Verweildauer mit über sieben Tagen nirgendwo in Europa so hoch wie in Deutschland. "Kein anderes Land in Europa hat so viele Krankenhausbetten je Einwohner, eine längere Krankenhausaufenthaltsdauer und so viele
kleine und wenig spezialisierte Krankenhäuser", so Schmidt.
Der Ökonom, der dem Gremium der Wirtschaftsweisen seit 2013 vorsteht und zugleich das Essener RWI-Leibniz-Institut leitet, appellierte an die Politik, die Strukturbereinigung im deutschen Krankenhauswesen entschiedener als bisher umzusetzen. Dazu gehöre auch, den von der Bundesregierung zu diesem Zweck eingeführten Strukturfonds entsprechend zu nutzen. "Da die Länder offenbar ihren Verpflichtungen für die Finanzierung der Investitionskosten der Krankenhäuser nicht hinreichend nachkommen, sollte deren Finanzierung wie die der Betriebskosten ganz bei den Krankenhäusern angesiedelt werden", so Schmidt. "Jedes Krankenhaus könnte dann in Eigenregie entscheiden, wie es mit seinem Budget verfährt", schreibt der Ökonom.
Quelle: dts Nachrichtenagentur