Verena Becker wollte nach Angaben eines ehemaligen RAF-Mitglieds mit ihrer Aussage Freiheit erkaufen
Archivmeldung vom 25.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der Debatte um neue Erkenntnisse zum Attentat auf den damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback im April 1977 gibt es Hinweise, die die Rolle der ehemaligen RAF-Aktivistin Verena Becker in ein anderes Licht rücken.
Ein ehemaliges RAF-Mitglied
berichtete stern.de, dem Internet-Magazin der Hamburger Zeitschrift
stern, Becker habe die Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz
nutzen wollen, um schnell aus der Haft entlassen zu werden und den
Kampf gegen den Staat wieder aufzunehmen.
Die Ex-Terroristin soll Anfang der 80er Jahre mit dem
Verfassungsschutz kooperiert und dabei unter anderem ausgesagt haben,
dass RAF-Mann Knut Folkerts am Buback-Mord nicht beteiligt gewesen
sei.
Becker, so das Ex-RAF-Mitglied zu stern.de, habe aus der Haft
heraus Kontakt zum Verfassungsschutz gesucht und diesem signalisiert,
umfassende Aussagen machen zu wollen. Die Behörde habe darauf die
Inhaftierte in einem Krankentransporter nach Kassel gebracht - unter
dem Vorwand, sie dort wegen eines angeblichen Lungenleidens behandeln
zu lassen. Tatsächlich sei sie nach Köln zurückgefahren und dort in
einer konspirativen Wohnung rund zwei Wochen lang vernommen worden.
Verena Becker, so die Schilderung des Ex-RAF-Mitglieds, sei damals
davon ausgegangen, dass der kurz vorher wegen der Entführung und
Ermordung des Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer
verhaftete RAF-Kämpfer Peter-Jürgen Boock bereits umfassende Aussagen
zum Buback-Attentat gemacht habe - und sie diese nur noch bestätigen
würde. Ihr war offenbar zugesichert worden, dass ihre Einlassungen
vertraulich behandelt würden und sie dadurch früher frei gelassen
werde. Am Ende jedoch hätten Beamte des Verfassungsschutzes ihr
mitgeteilt, dass eine schnelle Haftentlassung aus politischen Gründen
nicht möglich sei.
Zurück im Gefängnis Köln-Ossendorf habe Verena Becker, so das
Ex-RAF-Mitglied weiter, den Mitgefangenen ihre "Kooperation" mit dem
Verfassungsschutz bekanntgegeben: "Wir waren empört über dieses
Hasardeur-Spiel und haben ihr das auch unmissverständlich zu erkennen
gegeben." Daraufhin habe Verena Becker ihnen angeboten, sich das
Leben zu nehmen. "Was wir natürlich schockiert ablehnten." Sie sei
aufgefordert worden, sämtliche Verbindungen zur Szene abzubrechen und
ihren Wechsel in den Normalvollzug zu beantragen.
Verena Becker, 1977 verurteilt wegen sechsfachen Mordversuchs und räuberischer Erpressung zu lebenslanger Haft, wurde im Herbst 1989 - nach nur zwölf Jahren - von Bundespräsident Richard von Weizsäcker begnadigt. "Für uns war klar", so das ehemalige RAF-Mitglied gegenüber stern.de, "dass dies der Lohn für ihre Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden war."
Quelle: Pressemitteilung stern