Linkspolitiker Brie bringt sich nach schwerem Unfall und erfolgter Genesung wieder stärker in die Politik ein
Archivmeldung vom 23.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Linke-Politiker André Brie ist nach seinem Sturz Anfang März auf dem Weg der Besserung und will sich wieder verstärkt politisch einbringen. "Ich werde mich auch parteipolitisch stärker nach außen organisieren, als ich das zuletzt gemacht habe. Kraft habe ich genug mitbekommen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Die Stellung der Partei ist noch nicht gesichert. Das wird uns viel abverlangen - was unsere eigene Kultur betrifft und die Probleme von Menschen."
Brie erklärte, er habe die letzten Monate sehr intensiv verfolgt und sei "darauf gestoßen, wie sehr bei uns persönliche Auseinandersetzungen oder die alleinige Orientierung auf große Worte geherrscht haben und wie wenig das mit den Problemen von Menschen zu tun hatte. Ich bin jedenfalls anders aus dem Krankenhaus heraus gekommen, als ich hinein kam - auch hinsichtlich dessen, was ich von meiner Partei erwarte." Die Menschen seien vor allem an der Lösung ihrer alltäglichen Probleme interessiert, so Brie. Das nehme er stärker als vorher wahr. Sein Befinden sei im Übrigen "physisch sehr gut", betonte der 62-Jährige. "Ich arbeite mit Therapeutinnen. Es geht vorwärts." Das Hauptproblem sei, dass ihm noch nicht der volle Wortschatz zur Verfügung stehe. Und das ärgere ihn, denn: "Sprache ist mir wichtig, weil ich ja viel geschrieben und erst vor einem halben Jahr ein Buch veröffentlicht habe. Ich möchte den Reichtum und die Schönheit von Sprache wieder umfassend zurück gewinnen. Ich beantworte zurzeit die Briefe, die in den letzten vier Monaten hier eingegangen sind. Es ärgert mich, wenn ich dem einen mit denselben Worten antworten muss wie dem anderen." Brie war Anfang März die Kellertreppe seines Hauses hinabgestürzt und daraufhin mit sechs Schädelbrüchen in ein künstliches Koma versetzt worden. Die Leitung des Wahlkampfes in Schleswig-Holstein konnte er nicht wie geplant wahrnehmen. Nach Jahren im Europaparlament sitzt der Mann, der als Vordenker der Linken gilt, nun als Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)