Bovenschulte warnt Grüne vor Scheitern des Finanzpakets
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat die Grünen davor gewarnt, das von Union und SPD ausgehandelte Finanzpaket in Bundestag oder Bundesrat scheitern zu lassen. "Das wäre schlecht für Deutschland. Dann müssten wir ganz neu anfangen und das würde bedeuten, dass unser Land monatelang quasi handlungsunfähig wäre. Und das in einer internationalen Lage, die das genaue Gegenteil erfordert", sagte Bovenschulte der "Welt".
Er verwies darauf, dass es in der Gesellschaft einen breiten Konsens für
die von den schwarz-roten Sondierern eingeschlagene Linie gebe. "Wir
brauchen für die Ertüchtigung unserer Verteidigungsfähigkeit und für die
Sanierung und den Ausbau unserer Infrastrukturen finanzielle
Spielräume. Das ist sowohl für die Zukunft der Bundesrepublik als auch
für die Zukunft der Länder und der Kommunen von entscheidender
Bedeutung."
Zugleich zeigte Bovenschulte Verständnis für die
Forderungen, die sein Stellvertreter und Bremer Finanzsenator Björn
Fecker (Grüne) sowie andere grüne Landespolitiker mit Blick auf das
schwarz-rote Finanzpaket erhoben hatten. "Ich finde es jedenfalls wenig
überraschend, dass eine Partei, die man für eine Grundgesetzänderung
braucht - hier die Grünen -, ihre eigenen Vorstellungen einbringen
will."
Das mögliche Abstimmungsverhalten Bremens im Bundesrat
ließ der Bürgermeister offen. Wenn die erste Hürde überwunden sei und
ein detaillierter Gesetzentwurf vorliege, werde der Bremer Senat über
das Ergebnis beraten. "Ich bin zuversichtlich, dass wir dann gemeinsam
im Interesse Bremens entscheiden."
Zur Finanzierung der von Union
und SPD vorgesehenen Steuererleichterungen für Gastronomie,
Mittelschicht und Unternehmen schlug Bovenschulte vor, Zinserträge auf
Sparvermögen ab einer bestimmten Höhe stärker zu besteuern. "Ich halte
es für sinnvoll, Menschen stärker in die Pflicht zu nehmen, die Geld in
Millionenhöhe anlegen und dafür ordentlich Zinsen kassieren. Selbst
Zinserträge von Schwerreichen werden bei uns nur mit 25 Prozent
besteuert - das ist ein Skandal des deutschen Steuerrechts. Schon die
letzte Große Koalition wollte das ändern und hatte eine entsprechende
Reform im Koalitionsvertrag verankert, daran könnten wir uns
orientieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur