Barmer-Chef fordert höhere Arbeitgeberbeiträge
Archivmeldung vom 16.08.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittPrognosen drastisch steigender Krankenkassen-Beiträge haben die Debatte um einen höheren Anteil der Arbeitgeber neu entfacht. "Die Finanzierung der solidarischen Krankenversicherung entfernt sich immer mehr vom paritätischen Modell zulasten der Versicherten", sagte Christoph Straub, Chef der Barmer GEK, der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Mittwochausgabe). Er forderte deshalb: "Angesichts steigender Leistungsausgaben sollten die Arbeitgeber wieder stärker zur Finanzierung herangezogen werden."
Der Arbeitgeberanteil ist bei 7,3 Prozent eingefroren, der Hälfte des allgemeinen Beitragssatzes. Die Versicherten zahlen derzeit durchschnittlich 1,1 Prozent drauf, also 8,4 Prozent ihres Bruttoeinkommens. Über den 2015 von der Großen Koalition eingeführten prozentualen Zusatzbeitrag werden sämtliche Kostensteigerungen aufgefangen. Der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem prognostiziert, dass sich deshalb der Zusatzbeitrag bis 2020 auf 2,4 Prozent mehr als verdoppeln wird. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hält das Einfrieren des Arbeitgeberanteils für einen Fehler, der korrigiert werden müsse. "Wir müssen dringend zurück zu einer solidarischen Finanzierung der Gesundheitsausgaben. Also weg mit der einseitigen Belastung der Versicherten", sagte sie der WAZ.
Die Kassen klagen über Mehrausgaben etwa durch die jüngste Krankenhausreform der Bundesregierung sowie für Ärztehonorare und Arzneimittel. Vor zwei Wochen beschloss das Kabinett zudem, eine Milliarde Euro aus dem Gesundheitsfonds der Kassen für die Versorgung der Flüchtlinge zu entnehmen. In den Jahren zuvor hatte die Regierung den Bundeszuschuss gekürzt. "Wenn es zu einer Erhöhung des Zusatzbeitrages kommt, liegt das auch am Bundesfinanzminister", sagt deshalb NRW-Ministerin Steffens.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)