Lafontaine kritisiert Schröders Engagement beim russischen Energiekonzern Gasprom
Archivmeldung vom 18.01.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlOskar Lafontaine hat das Engagement von Ex-Kanzler Gerhard Schröder beim russischen Energiekonzern Gasprom kritisiert. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagte der Bundestags-Fraktionschef der Linkspartei, man könne sich schon fragen, "ob ein ehemaliger Kanzler sich in die Verpflichtungen eines russischen Staatsunternehmens einspannen lassen kann".
Aber eigentlich sei es ihm egal, "ob Schröder oder irgendein russischer Mafioso nun viel Geld von Gasprom kassiert".
In die Politik sei er zurückgekehrt, so Lafontaine zum stern, weil sich Deutschland in einem "Kulturkampf" befinde und er sich in "diesen neuartigen Klassenkampf" einmischen wolle. Den anderen Parteien wirft er vor, sich von der Wirtschaft treiben zu lassen, und dass die politische Sprache "durch und durch korrumpiert" sei. Der "Sprachschatz der neoliberalen Kaste" kaschiere den "Verfassungsbruch". Es sei ein "moralischer Imperativ, sich gegen diese neoliberale Walze zu wehren".
In diesem Zusammenhang attackierte Lafontaine auch seinen ehemaligen Freund, den Schriftsteller und Nobelpreisträger Günter Grass. Er könne bei ihm "keine Linie mehr erkennen, nicht in der Friedenspolitik, nicht in der Sozialpolitik". Es sei "peinlich", dass Grass die Hartz-IV-Reformen verteidigt und die Armen zum Verzicht aufgerufen habe.
Seinen Austritt aus der SPD nach 39-jähriger Mitgliedschaft bezeichnete Lafontaine im stern-Interview als "zwingend notwendig". Schmerzhaft sei unter anderem für ihn gewesen, "wie die SPD-Genossen im Bundestag ihre Hände für völkerrechtswidrige Kriege hoben und damit in Kauf nahmen, dass Unschuldige gemordet und gefoltert würden". Im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg wirft Lafontaine der Schröder-Fischer-Regierung "Heuchelei" vor, denn sie habe "beim Krieg doch mitgemacht". Rot-Grün habe mit gespaltener Zunge geredet" und "das Volk getäuscht".
Quelle: Pressemitteilung stern