ZDF-Politbarometer November II 2006
Archivmeldung vom 24.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor dem CDU-Bundesparteitag in Dresden fände es eine deutliche Mehrheit von 58 Prozent aller Befragten gut, wenn sich der Kurs der CDU mehr in Richtung soziale Absicherung verändern würde, 27 Prozent plädieren für eine Kursänderung Richtung mehr Markt und 10 Prozent wünschen keine Änderung.
Bei den Anhängern der Union gibt es
da weniger Klarheit: Hier sprechen sich 38 Prozent für mehr Markt und
40 Prozent für mehr soziale Absicherung aus (keine Änderung: 16
Prozent).
Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Kurses der CDU gehen
die meisten (42 Prozent) von einer unveränderten programmatischen
Orientierung aus, 39 Prozent erwarten eine stärkere Markt-
Orientierung und nur 12 Prozent glauben, dass die CDU zukünftig
soziale Absicherung stärker in den Vordergrund stellen wird. Hierbei
unterscheiden sich die Unions-Anhänger praktisch nicht von der
Gesamtheit.
Eine deutliche Unterstützung (80 Prozent) findet nach wie vor der
Vorschlag, das Arbeitslosengeld I länger als bisher zu zahlen, wenn
Arbeitslose lange Zeit Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt
haben. Lediglich 16 Prozent sind dagegen (weiß nicht: 4 Prozent).
Die Finanzierung einer solchen Maßnahme sollte nach Meinung von 48
Prozent der Befragten durch zusätzliche Steuermittel erfolgen, 25
Prozent sprechen sich für eine kürzere Bezugszeit des
Arbeitslosengeldes bei denen aus, die noch nicht so lange Beiträge
bezahlt haben, und 12 Prozent sind dann für eine Erhöhung der
Beiträge zur Arbeitslosenversicherung (weiß nicht: 16 Prozent).
Weiterhin hat nur eine Minderheit von 25 Prozent der Befragten den
Eindruck, dass die CDU in wichtigen politischen Fragen voll hinter
Angela Merkel steht, aber 67 Prozent sehen hierbei eine fehlende
Geschlossenheit. Selbst bei den Anhängern der Union gehen nur 39
Prozent von einer breiten Unterstützung aus und 56 Prozent sehen
einen fehlenden Rückhalt der Vorsitzenden in ihrer eigenen Partei.
Ein Jahr nach dem Start der Großen Koalition bewertet eine Mehrheit
die Arbeit der Bundesregierung jetzt wieder positiver. Nach dem
Tiefpunkt Ende Oktober, als 54 Prozent sagten, die Bundesregierung
aus CDU/CSU und SPD mache ihre Arbeit eher schlecht (eher gut: 41
Prozent), hat sich dies genau umgekehrt: Jetzt beurteilen 55 Prozent
die Arbeit der Bundesregierung eher als gut und 38 Prozent eher als
schlecht. Damit sind die Bundesbürger mit der Großen Koalition aber
immer noch deutlich weniger zufrieden als Anfang des Jahres 2006.
Das Abschneiden der Parteien hat sich im Vergleich zu vor zwei
Wochen kaum verändert: In der politischen Stimmung kommt die CDU/CSU
unverändert auf 39 Prozent und die SPD auf 30 Prozent. Die FDP
erreicht 10 Prozent (minus 1), die Linke.PDS 8 Prozent (plus 1) und
die Grünen 11 Prozent (plus 1).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
etwas größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 36 Prozent (plus 1). Die SPD
erreichte 31 Prozent (unverändert), die FDP erhielte 10 Prozent
(minus 1), die Grünen kämen auf 10 Prozent (plus 1), die Linke.PDS
auf 8 Prozent (unverändert) und die sonstigen Parteien zusammen auf
5 Prozent (minus 1).
Die Benotung der wichtigsten Politikerinnen und Politiker in
Deutschland fällt jetzt insgesamt etwas freundlicher aus: Die Liste
der Top Ten wird weiterhin angeführt von Frank-Walter Steinmeier. Er
erhält auf der +5/-5-Skala einen Durchschnittswert von 1,6 (Nov. I:
1,5). Die Plätze zwei bis vier unterscheiden sich nur im Hundertstel-
Bereich: Kurt Beck mit 1,3 (Nov. I: 1,1) rangiert vor Christian
Wulff ebenfalls mit 1,3 (Nov. I: 1,4) und vor Angela Merkel, auch
sie mit 1,3 (Nov. I: 1,1). Knapp danach folgt Peer Steinbrück mit
1,2 (Nov. I: 1,1). Am meisten konnte sich Ursula von der Leyen
verbessern, die jetzt auf 0,9 kommt (Nov. I: 0,6), gefolgt von Franz
Müntefering mit 0,6 (Nov. I: 0,5) und Guido Westerwelle mit 0,1
(unverändert). Am Schluss liegen mit minus 0,8 (Nov. I: minus 1,0)
Edmund Stoiber und Ulla Schmidt mit minus 0,9 (Nov. I: minus 1,1).
Eine klare Mehrheit gibt es zum Thema Gewaltverherrlichung in
Computerspielen. Dass solche Spiele verboten werden sollen, meinen 71
Prozent aller Befragten (nicht verbieten: 27 Prozent). Allerdings
glauben nur 16 Prozent, dass ein solches Verbot zu einem starken
Rückgang des Anteils gewaltbereiter Jugendlicher führen würde, 49
Prozent würden einen weniger starken Rückgang erwarten und 32 Prozent
glauben, dass ein solches Verbot keine Wirkung hätte.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 21. bis 23. Nov. 2006 bei 1.310 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch durchgeführt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer gibt es am Freitag, 15. Dezember 2006, nach dem "heute-journal".
Quelle: Pressemitteilung ZDF