ARD-DeutschlandTrend: Große Mehrheit der Deutschen würde Corona-Überwachungs-App nicht nutzen
Archivmeldung vom 04.06.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttWeniger als die Hälfte der Deutschen würde sich eine App herunterladen, die bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten hilft. 42 Prozent würden auf dem eigenen Handy bzw. Smartphone eine solche Corona-Warn-App nutzen, 39 Prozent würden sie nicht nutzen.
Jeder sechste Deutsche (16 Prozent) sagt, er besitze kein Handy oder Smartphone. Das hat eine Umfrage von infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend von Dienstag bis Mittwoch dieser Woche ergeben.
Die Bundesregierung will demnächst eine Corona-Warn-App vorstellen, in der Infizierte ihr positives Corona-Testergebnis vermerken können. Allen App-Nutzern soll daraufhin angezeigt werden, wenn sie sich für längere Zeit in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten haben. Dabei soll der Datenaustausch anonymisiert und dezentral erfolgen. Unter den Menschen, die eine Nutzung der App ablehnen, begründet knapp die Hälfte (45 Prozent) dies mit Datenschutz, Überwachung oder Persönlichkeitsrechten. 13 Prozent meinen, eine solche App funktioniere nicht, bringe nichts oder andere Maßnahmen seien besser.
Dass die zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossenen Einschränkungen im öffentlichen Leben seit Ende April schrittweise aufgehoben werden, bewertet eine Mehrheit der Deutschen positiv. 56 Prozent sind der Meinung, diese Lockerungen seien richtig. 29 Prozent finden, die Lockerungen gingen zu weit. Für 13 Prozent hingegen gehen sie nicht weit genug. Anhänger fast aller im Bundestag vertretenen Parteien halten die Lockerungen mehrheitlich für richtig. Die Anhänger der AfD sind in dieser Frage indes geteilter Meinung: 38 Prozent sind der Ansicht, sie seien richtig. 35 Prozent finden, sie gingen nicht weit genug. 27 Prozent halten sie für zu weitgehend.
Bei der Lockerung der wegen Corona eingeführten Alltagseinschränkungen gehen die Bundesländer mittlerweile unterschiedlich vor, weil viele Bereiche in der Kompetenz der Länder liegen. 45 Prozent finden es richtig, dass jedes Bundesland für sich entscheidet, wie und wann es Corona-Beschränkungen aufhebt. Eine Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) würde sich bei der Aufhebung von Corona-Beschränkungen ein einheitliches Vorgehen der Bundesländer wünschen.
Derweil hat eine klare Mehrheit der Deutschen aktuell kaum Angst vor einer Ansteckung. Drei Viertel der Deutschen (76 Prozent) haben weniger große bzw. kleine Sorgen, dass sie selbst oder Familienmitglieder sich mit dem Corona-Virus anstecken (+2 im Vgl. zu Mai). Bei einem Viertel der Deutschen (24 Prozent) ist diese Sorge aktuell sehr groß bzw. groß (-1).
Nach Meinung der Deutschen erfahren vor allem Kindergärten und Schulen in der Corona-Pandemie zu wenig Beachtung. 53 Prozent sagen, die Politik habe sich um diesen Bereich zu wenig gekümmert. 39 Prozent meinen, sie habe sich bislang angemessen um Kindergärten und Schulen gekümmert. Im Bereich der Gastronomie sagen 46 Prozent, die Politik habe sich angemessen gekümmert; für 45 Prozent war es zu wenig. Bei Kunst- und Kulturbetrieben sagen 42 Prozent, die Politik habe sich angemessen gekümmert; für 44 Prozent indes war es zu wenig. Mehrheitlich angemessen finden die Deutschen die politische Beachtung der Kirchen und Religionsgemeinschaften (60 Prozent), der Reise- und Tourismusanbieter (53 Prozent) sowie der Krankenhäuser und Pflegeheime (52 Prozent). Zu viel gekümmert habe sich die Politik in der Corona-Krise um den Profi-Fußball, sagen 56 Prozent. Für 31 Prozent war das Handeln der Politik hier angemessen. Auch über die Autoindustrie sagen 48 Prozent, die Politik habe sich zu viel gekümmert; für 35 Prozent war es angemessen. Die Befragung fand am Dienstag und Mittwoch, also vor Verabschiedung des neuen Konjunkturpakets, statt.
Befragungsdaten
- Grundgesamtheit: Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland - Fallzahl: 1.005 Befragte - Erhebungszeitraum: 02.06.2020 bis 03.06.2020 - Erhebungsverfahren: Telefoninterviews (CATI) - Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/Dual Frame - Schwankungsbreite: 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5%; ** bei einem Anteilswert von 50%
Die Fragen im Wortlaut:
Wie groß ist Ihre Sorge, dass Sie selbst oder Mitglieder Ihrer Familie sich mit dem neuen Corona-Virus anstecken?
Zur Eindämmung des Corona-Virus wurden in Deutschland verschiedene Maßnahmen beschlossen, die das öffentliche Leben eingeschränkt haben. Seit Ende April werden diese Corona-Maßnahmen schrittweise wieder aufgehoben. Sind diese Erleichterungen für das öffentliche Leben alles in allem richtig? Gehen diese Erleichterungen zu weit oder nicht weit genug?
Bei der Lockerung der wegen Corona eingeführten Alltagseinschränkungen gehen die Bundesländer mittlerweile unterschiedlich vor. Ist es richtig, dass jedes Bundesland für sich entscheidet, wie und wann es Corona-Beschränkungen aufhebt? Oder sollten alle Bundesländer bei der Aufhebung von Corona-Beschränkungen einheitlich vorgehen?
Geben Sie bitte zu den folgenden gesellschaftlichen Bereichen an, ob sich die Politik in Deutschland um diese in der Corona-Krise bislang angemessen, zu viel oder zu wenig gekümmert hat. - Autoindustrie - Gastronomie und Restaurants - Kindergärten und Schulen - Kirchen und Religionsgemeinschaften - Krankenhäuser und Pflegeheime - Kunst- und Kulturbetriebe - Landwirtschaft - Profi-Fußball - Reise- und Tourismusanbieter
Die Bundesregierung will demnächst eine Corona-Warn-App für Smartphones vorstellen. Ist jemand positiv auf Corona getestet worden und vermerkt dies in der App, kann anderen App-Nutzern auf dem Smartphone angezeigt werden, wenn sie länger in der Nähe dieser infizierten Person gewesen sind. Der Datenaustausch erfolgt anonymisiert und dezentral. Würden Sie eine solche Corona-Warn-App persönlich nutzen oder nicht?
Ggf.: Warum würden Sie diese App nicht nutzen?
Quelle: ARD Das Erste (ots)